Lässt Frankreich ab 2020 autonome Fahrzeuge zu?

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 16.05.2018

Investitionen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will beim Thema autonomes Fahren Gas geben. Schon im März gab er bekannt, dass er einen rechtlichen Rahmen festlegen wolle, mit dem Frankreich im Bereich Forschung und Entwicklung zum Spitzenreiter in Sachen selbstfahrender Technologie werden kann.

Vergangenen Montag veröffentlichte die Regierung ihre Strategie in einem offiziellen Bericht. Schon ab 2020 sollen auf Frankreichs Straßen demnach selbstständig fahrenden Autos unterwegs sein.

Zwischen 2020 und 2022 soll es vorerst Besitzern von sogenannten „Level-3“-Fahrzeugen erlaubt sein, diese auf der Straße zu nutzen. In diese Kategorie fallen Autos, die in der Lage sind, die Spur selbstständig zu halten und zu wechseln, ohne, dass das System dauerhaft vom Fahrer überwacht werden muss.

Zudem sollen schon ab 2019 landesweit hochautomatisierte Roboterfahrzeuge in die Testphase gehen. Auf einer Pressekonferenz teilte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire mit, dass unter anderem Tests durchgeführt werden sollen, bei denen es Autos ohne Fahrer (Level 5) auf öffentlichen Straßen geben soll.

Frankreich investiert 1,2 Milliarden Euro in die Forschung und Entwicklung rund ums autonome Fahren. Neben den großen Playern China und USA will Frankreich sich so an die Spitze der Zukunftstechnologie katapultieren.

Im Aktionsplan werden daher unter anderem administrative Vereinfachungen angeboten, die die Vorstudien der Hersteller erleichtern sollen. Zudem will man vielversprechende Initiativen der Branche unterstützen. In Kürze soll es dazu einen detaillierteren Gesetzesentwurf geben.

Momentan arbeiten Autobauer bereits an Fahrzeugen mit verschiedenen Automatisierungsstadien. Diese sollen jedoch frühestens 2020 auf den Markt kommen. Das einzige Unternehmen das derzeit in der Lage ist, sogenannte „Level-Vier“-Fahrzeuge einzusetzen, die dauerhaft von einem Computer gesteuert werden und den Fahrer nur in Ausnahmefällen brauchen, ist die Google-Schwester Waymo. Ein Fahrzeug vom Level Fünf hat bisher noch kein Autohersteller präsentiert.

Renault und PSA Peugeot-Citroen führen bereits erste Tests mit selbstfahrenden Fahrzeugen auf den französischen Straßen durch. Möglich ist das allerdings nur durch eine Ausnahmegenehmigung, die nur auf bestimmten Abschnitten gilt. Bislang muss laut Gesetz allerdings noch ein Fahrer hinterm Steuer sitzen, welcher im Notfall eingreifen kann.
Bis Ende 2022 will Renault in Kooperation mit Nissan und Mitsubishi 40 Fahrzeuge mit Selbstfahr-Technologie auf den Markt bringen. In vier Jahren soll der voll autonome Shuttle-Service EZ-GO an den Markt gehen und damit Diensten wie Uber und Lyft Konkurrenz machen. Und auch andere Firmen setzen sich für eine fahrerlose Zukunft ein, wie zum Beispiel die Start-ups Navya, Valeo oder Faurecia.

Doch der Vorstoß Frankreichs kommt eher unpassend, steht das autonome Fahren aktuell aufgrund zahlreicher tödlicher Unfälle in der Kritik. Kürzlich bestätigte erst Tesla, Elektroauto-Pionier, dass der „Autopilot“ bei einem Crash mit einer Betonwand aktiviert gewesen sei. Der Fahrer kam bei dem Unfall ums Leben.

Und auch Uber machte negative Schlagzeilen, als ein selbstfahrendes Auto eine Fußgängerin nicht erkannte und diese tödlich verletzte. Daraufhin wurden alle weiteren Tests erst einmal aufs Eis gelegt. Einige US-Bundesstaaten entzogen Uber sogar die Lizenz für weitere Fahrten.

Und auch das Paradebeispiel Waymo ist nicht sicher vor Unfällen: Erst letzte Woche gab es einen Unfall, bei dem eine Testfahrerin starke Verletzungen erlitt.