Schweizer Wirtschaft drohen Belastungen durch Ukraine-Krise
Autor: Thomas Wandler
Datum: 17.03.2022
KOF sieht massives Konjunkturrisiko wegen des Krieges
Die Schweizer Wirtschaft wird möglicherweise deutlich spürbar durch Folgen des Ukraine-Krieges belastet. Das können laut einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vor wenigen Tagen eine höhere Inflation, eine Aufwertung des Franken und ein geringerer Rohstoffhandel sein. Es wird allgemein allerdings davon ausgegangen, dass dadurch kein so starker Einbruch wie zu Beginn der Corona-Krise eintritt.
Ähnlich, aber im Ton durchaus schärfer, äußerte sich KOF-Ökonom Heiner Mikosch Anfang März in einem Interview, das die Konjunkturforschungsstelle (KOF), eine Einrichtung der ETH Zürich, auf ihrer Website veröffentlichte. So sagt Mikosch, der als Leiter der Sektion Internationale Konjunktur beim KOF tätig ist: „Der Krieg in der Ukraine ist ein massives Konjunkturrisiko.“ Der Forscher rechnet mit einer starken Rezession in Europa, wenn sich der Krieg und die Sanktionen ausweiten und dann die Rohstoffexporte von Russland nach Europa abgeschnitten werden. Über die Stärke dieser möglichen Rezession sagt Mikosch: „Diese wird zwar nicht mit der Corona-Krise vergleichbar sein, aber sehr scharf ausfallen können.“
Schwierige Prognosemöglichkeit
Zu den aktuellen Schwierigkeiten seiner Arbeit als Konjunkturprognostiker erklärt Heiner Mikosch, dass man sich derzeit ähnlich wie in der Corona-Krise in einer klassischen Szenario-Situation befinde. Denn es komme jetzt vor allem auf die politischen Akteure an. Die Modellierung dieses politischen Geschehens sei jedoch fast noch schwieriger als diejenige der Verbreitung eines Virus, das sich nach gewissen Gesetzmäßigkeiten verbreitet.
Drohende Rezession in Europa
Ebenso wie die KOF zeigt die NZZ in ihrem Artikel auf, dass ein Boykott russischer Energielieferungen zu einer Rezession in Europa führe. Diese werde sicher dann auch Folgen für die Schweiz haben.
Für einen Ausblick verweist die NZZ in ihrem Artikel auf Aussagen von Martin Eichler, dem Chefökonomen bei dem Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics. Demnach zeigt sich Eichler überzeugt, dass eine starke Korrektur nach unten für die Prognosen bezüglich des Schweizer Wirtschaftswachstums nötig ist. Laut dem NZZ-Artikel nennen die BAK-Prognostiker für das aktuelle Jahr eine Zunahme des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,3 Prozent. Bislang gingen die BAK-Forscher davon aus, dass das BIP um 3 Prozent wachsen werde. Dabei wird in dem NZZ-Bericht allerdings darauf hingewiesen, dass das Wachstum auch entsprechend der neuen Prognose noch einem überdurchschnittlich hohen Wert entspreche.
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