VDA sieht erhebliche Auswirkungen des Krieges

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 07.03.2022

Erläuterungen der VDA-Präsidentin Hildegard Müller

Über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die deutsche Automobilindustrie äußerte sich am Donnerstag die VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

Dabei wies Müller darauf hin, dass der Verband der Automobilindustrie (VDA) die Sanktionen der EU gegenüber Russland unterstütze. Außerdem stehe der Branchenverband im engen Gespräch mit der Bundesregierung, um ein Bild der Lage zu geben und die praktischen Fragen der Unternehmen, beispielsweise zur Umsetzung der Sanktionen, einzubringen.

Marktpräsenz

Nach Russland und in die Ukraine haben nach Angaben von Hildegard Müller die deutschen Hersteller im Jahr 2021 insgesamt etwas mehr als 40.000 Fahrzeuge exportiert. Dies entspreche 1,7 Prozent aller aus Deutschland heraus exportierten Pkw. Davon gingen 4.100 Pkw in die Ukraine und 35.600 Pkw nach Russland. In der Rangliste der deutschen Pkw-Exporte steht Russland auf Platz 18.

Außerdem erwähnt Müller, dass deutsche Autohersteller und Zulieferer 43 Fertigungsstandorte in Russland und sechs in der Ukraine unterhalten.

Unterbrechung der Lieferketten

Deutlich weist die VDA-Präsidentin darauf hin, dass die Kriegshandlungen Russlands zur Unterbrechung von Lieferketten führen. Der Transport sei eingeschränkt und die Produktion in Zulieferbetrieben falle aus.

Als Waren, bei denen sich die Versorgungslage wegen des Krieges für die Autoindustrie jetzt oder möglicherweise in Zukunft kritisch zeigt, nennt die VDMA-Präsidentin folgende: Kabelbäume sowie die Rohmaterialien Neongas, Palladium und Nickel.

Schon vor Kriegsausbruch seien die Lagerbestände bei den Vorprodukten aufgrund der Corona-Pandemie teilweise erschöpft gewesen. Die zusätzlichen durch den Krieg entstandenen Unterbrechungen bei Zug- und Schiffsverbindungen sowie Einschränkungen im Luftverkehr wirken sich Müller zufolge jetzt schon erheblich auf die Liefer- und Logistikketten aus. Der VDA erwarte eine Verschärfung der Teileversorgung, so Hildegard Müller.

Ergänzend sagt die VDA-Präsidentin, dass die Lieferengpässe zu Produktionsunterbrechungen in vielen Werken der deutschen Hersteller führen. Zusätzlich sind die Lieferketten, etwa nach und aus China, belastet, weil ein Transport über die Landwege durch die Krisenregion zunehmend unmöglich ist.

Sanktionen

Über die Sanktionen der Europäischen Union, der USA und weiterer Staaten gegen Russland sagt Hildegard Müller unter anderem: „Die Auswirkungen der Finanzsanktionen betreffen auch die Automobilindustrie. Die handelspolitischen Auswirkungen für die Automobilindustrie sind noch nicht genau abzusehen.“ Fortlaufend würden die Unternehmen ihre Produkte und Lieferketten prüfen, um alle aktuellen Sanktionsvorgaben umzusetzen.

Ausblick

Ein verlässlicher Ausblick sei aufgrund der sehr dynamischen Situation schwierig, äußert die VDA-Präsidentin. Es stehe allerdings fest, dass es zu weiteren Beeinträchtigungen bei der Produktion von Fahrzeugen in Deutschland komme. Deren Umfang könne der VDA jedoch aktuell noch nicht beziffern.