Volkswirte prognostizieren schwaches Wirtschaftswachstum für Winterhalbjahr

Autor: Marcus Schilling
Datum: 06.12.2021

Sinkende Konsumlaune schadet besonders Kultur, Touristik und Gastronomie

Volkswirte führender Finanz- und Wirtschaftsinstitute prognostizieren für das Winterhalbjahr eine schwache Wirtschaftsentwicklung. Katharina Utermöhl von der Allianz-Gruppe betont: „Nach dem sommerlichen Konjunkturboom dürfte es zum Jahreswechsel allenfalls noch für ein Mini-Wachstum reichen“. Sie schätzt, dass das deutsche Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr bei etwa 2,7 Prozent liegen wird. Marc Schattenberg von der Deutschen Bank befürchtet eine „Stagnation des Wirtschaftswachstums im Winterhalbjahr“.

Letzter Platz in Eurozone

Deutschland befindet sich in der Eurozone auf dem letzten Platz mit einem Wachstum von ca. fünf Prozent. Grund für das schwache Wachstum ist die verminderte Konsumlaune der Verbraucher. Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der „Wirtschaftweisen“ der Bundesregierung sagt: „Wir erleben, dass auch im Dienstleistungsbereich sich der Konsum wieder eintrübt“. Sie fügt jedoch hinzu, die Auswirkung auf die Konjunktur bleibe beschränkt.

Die Bereiche Kultur, Touristik und Gastronomie – die nur einen kleinen Teil der Bruttowertschöpfung ausmachen – sind von der Konsumlaune der Verbraucher am meisten betroffen. Trotz dessen erklärt die Chefvolkswirtin der staatlichen Bankengruppe KfW, Fritzi Köhler-Geib: „Angesichts dieser Rückschläge haben alle Konjunkturanalysten ihre Prognosen für das laufende Jahr deutlich nach unten revidiert.“

Kurzarbeit und Zusatzkosten

Die Wirtschaftsakteure haben aus den bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen das Corona-Virus gelernt und werden diese jetzt zielgerichteter im Geschäftsalltag miteinbinden. Utermöhl erklärt: „Im Großen und Ganzen rechnen wir aber damit, dass die Wachstumseinbußen geringer ausfallen als in vorherigen Wellen. Mit einem Konjunkturabsturz rechnen wir daher nicht“.

Im Rahmen der Corona-Maßnahmen prognostiziert Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD): „Aufgrund von Lieferkettenstörungen in der Industrie und Umsatzeinbrüchen aufgrund regionaler Lockdowns rechnen wir mit einer leichten Zunahme der Kurzarbeit in diesem Winter und Zusatzkosten von 400 Millionen Euro.“

Fachkräftemangel wird präsenter

Da die Wirtschaftssituation weiterhin – bedingt durch die Pandemie – unsicher erscheint, dürfte sich auch der Fachkräftemangel verschärfen. Köhler-Geib erklärt: „In der Industrie sahen sich seit der Wiedervereinigung noch nie so viele Unternehmen durch Fachkräftemangel beeinträchtigt wie derzeit. Daran wird deutlich, dass der Fachkräftemangel sich zu einem Problem auswächst, um das sich Wirtschaft und Politik dringend stärker kümmern müssen.“