Aufträge vorhanden – Rechnungen aber nicht beglichen

Autor: Thanh Duy Tran
Datum: 29.07.2021

Lieferanten können bald nicht mehr liefern

Den Informationen des aktuellen Index of Global Trade Health von Tradeshift zur Folge wurden neun Prozent mehr Lieferkettenaktivitäten im zweiten Quartal 2021 gemessen. Der Wert des Euro-Raums ist sogar um 21 Prozent gestiegen. Das Auftragsvolumen konnte einen Zuwachs von 62 Prozent erfassen.

Engpässe beeinträchtigen Chinas Wirtschaft

Nicht in jedem Land konnten Anstiege verzeichnet werden. Beispielsweise Chinas Handelsaktivitäten sanken im zweiten Quartal um 22 Prozent. Das chinesische National Bureau of Statistics gab als Grund Störungen in der Lieferkette an. Engpässe beeinträchtigten den Betrieb. Tradeshifts Informationen lassen ähnliche Bedrohungen für die USA und dem Euro-Raum erschließen.

Christian Lanng, CEO von Tradeshift erklärt: „Die jüngste Verlangsamung in China zeigt, wie schnell sich externe Faktoren auf die Dynamik auswirken können. Lieferkettenbetreiber wandern auf einem schmalen Grat, um die Erholung auf Kurs zu halten. Große Einkäufer sind verständlicherweise sehr daran interessiert, aus dem aktuellen Nachfrageschub Kapital zu schlagen. Aber wenn die Zulieferer die Rechnung dafür bezahlen müssen, wird das ganze System unter Druck geraten.“

Der Cashflow muss steigen

Im Verarbeitenden Gewerbe wurde nur ein geringer Zuwachs im zweiten Quartal verglichen zum ersten gemessen. Der Einzelhandel erfasste einen Zuwachs von sechs Prozent. Kumuliert man aber die Werte der vergangenen Quartale erkennt man eine hohe Dynamik in beiden Bereichen.

Neben dem steigenden Druck auf die Lieferketten übt der mangelnde Cashflow zusätzlichen Stress aus. Denn der Tradeshift hat ergeben, dass zwar viele Aufträge vorhanden sind, allerdings besteht eine große Lücke zu den Zahlungen an die Lieferanten. Diese Lücke hat sich im zweiten Quartal stark vergrößert.

Euro-Raum stark betroffen

Betrachtet man das gesamte Auftragsvolumen des zweiten Quartals, erkennt man ein Wachstum von 35 Prozent, verglichen zum Vorquartal. Sieht man sich gleichzeitig das Wachstum der verarbeiteten Lieferantenrechnungen an, erkennt man einen massiven Unterschied, da dieser nur bei zwei Prozent liegt. Wenn sich dieser Unterschied nicht verringert, besteht die Bedrohung, dass Aufträge nicht mehr erfüllt werden können. Betrachtet man nur den Euro-Raum, ist der Unterschied noch gewaltiger. Das Auftragsvolumen lag im zweiten Quartal bei 62 Prozent, während die Rechnungen nur um 8 Prozent gewachsen sind.

Laang betont: „Es braucht genügend Flexibilität im System, um die Lieferanten mit dem nötigen Treibstoff für eine schnelle Erholung zu versorgen. Hier spielen Finanzteams eine entscheidende Rolle. Technologiegestützte Lösungen können viele der aktuellen Liquiditätsengpässe beseitigen, ohne dass ein zusätzliches Risiko auf den Käufer übertragen wird.“