Datenbank für sogenannte „besonders besorgniserregende Stoffe“ in Erzeugnissen
Autor: Ralf Schmitt
Datum: 04.10.2017
EU-Projekt sensibilisiert Lieferanten für die Einhaltung der Informationspflichten
Gerade startet das Projekt LIFE AskREACH und sensibilisiert europaweit Bevölkerung, Handel und Industrie für sogenannte „besonders besorgniserregende Stoffe“ in Erzeugnissen. Eine Smartphone-App macht es möglich, dass sich Verbraucher über solche Stoffe informieren und Lieferanten dazu anfragen. Die europäische Chemikalienverordnung REACH setzt dazu den gesetzlichen Rahmen. Die Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofia) der Hochschule Darmstadt (h_da) bringt im Projekt ihre Expertise zum Chemikalien- und Produktrecht ein. Unter „besonders besorgniserregenden Stoffen“ – oder Substance of Very High Concern, SVHC – sind beispielsweise krebserregende, hormonell wirksame oder solche Stoffe gemeint, die als besonders kritisch für die Umwelt angesehen werden. Die europäische Chemikalienverordnung REACH legt Informationspflichten für SVHC fest. Ist ein SVHC in einem Erzeugnis in einer Konzentration von über 0,1 % enthalten, so muss diese Information von jedem Lieferanten an jeden kommerziellen Kunden der Lieferkette weitergegeben werden. Auch Verbraucher sind auf Anfrage zu informieren und sollen auf diese Weise bewusste Kaufentscheidungen treffen.
Zusammen mit 20 Projektpartners aus 13 EU-Mitgliedsstaaten startet das Umweltbundesamt das EU LIFE Projekt AskREACH um das REACH-Verbraucherrecht in der europäischen Bevölkerung bekannter zu machen. Mit dem Projekt sollen nicht nur bewusstere Kaufentscheidungen ausgelöst sondern auch die Lieferanten sensibilisiert werden, ihre Informationspflichten ordnungsgemäß zu erfüllen. Um den Informationsfluss zwischen Verbrauchern und Industrie zu besonders besorgniserregenden Stoffen verbessern zu können, ist also zugleich eine Verbesserung der Kommunikation in der Lieferkette nötig: Da etwa bei einer Outdoor-Jacke bis zum einzelnen Faden im Reißverschluss die Anwesenheit von SVHC bekannt sein muss, stehen Unternehmen vor großen Herausforderungen. „Für eine lückenlose Zurückverfolgung von Stoffen in der Lieferkette brauchen Unternehmen ein ausgefeiltes Chemikalienmanagement-System“, erläutert Prof. Dr. Martin Führ vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften die Herausforderung. Die Forschungsgruppe sofia unterstützt hier die Lieferkommunikation. Führ greift auf seine fachliche Expertise als ehemaliges Mitglied im Verwaltungsrat der Europäischen Chemikalienagentur und bei der Erforschung der Verbraucherschutz-App „ToxFox“ des BUND zurück. Die Überwachung des Projekts, ob der Verbraucher weniger Produkte kauft, die SVHC enthalten und ob Unternehmen in größerem Maße auf diese Stoffe verzichten, übernimmt sofia.
Im Verlauf des Projekts wird eine Datenbank entstehen, die von den Erzeugnis-Lieferanten mit Informationen über besonders besorgniserregende Stoffe gefüllt werden kann. Die Datenbank wird mit einer Smartphone-App gekoppelt, die an alle EU-Sprachen angepasst werden kann. Die App dient der Information zu SVHC in Erzeugnissen. Sollten etwaige Informationen nicht vorhanden sein, so wird automatisch eine Anfrage an den Erzeugnis-Lieferant gesendet. Bis eine europäische Datenbank aufgebaut ist und Apps aus dem AskREACH Projekt verfügbar sind, können Verbraucher die Apps benutzen, die in Dänemark (TjekKemien) und Deutschland (Scan4Chem, ToxFox) bereits angeboten werden.
Große Firmen haben bereits ihre Kooperation zugesagt und werden diejenigen sein, die ihre Daten zuerst angeben. Projektpartner sind Behörden, wissenschaftliche Einrichtungen und Nichtregierungs-Organisationen aus dem Bereich Umwelt und Verbraucher. In Deutschland sind das neben der h_da das Umweltbundesamt (UBA), das Baltic Environmental Forum Germany (BEF DE) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), auf europäischer Ebene das European Environmental Bureau (EEB). Das Projekt wird im Rahmen des EU LIFE Programms gefördert. Die Projektlaufzeit reicht vom 1. September 2017 bis zum 30. August 2022 und die Projektergebnisse werden allen EU Mitgliedstaaten zur Verfügung stehen.
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