Digitalisierung in den USA und Deutschland
Autor: Duran Sarikaya
Datum: 05.04.2017
Studie verdeutlicht große Unterschiede
Für jedes zweite Großunternehmen gehört die Digitalisierung zu einem der wichtigsten drei Unternehmensziele. Die Bedeutung der digitalen Transformation hat in deutschen Großunternehmen gegenüber 2016 deutlich zugenommen (50 % gegenüber 41 % in 2016). Für nahezu jedes Unternehmen (94%) gehört sie zu den zehn wichtigsten Themen. Im Vergleich zu den USA zeigt sich an dieser Stelle ein bestimmter Rückstand, da US-amerikanische Unternehmen in der digitalen Transformation bereits eine große Bedeutung sehen.
Noch deutlicher ist der Rückstand deutscher Unternehmen im Gegensatz zu den USA auf bereits eingeleitete Maßnahmen. 2016 schätzten sich knapp 37 % der Unternehmen als „gut“ oder „sehr gut“ vorbereitet ein. 2017 sind es nur noch 35 %, also weniger als im Vorjahr. In den USA hingegen, sehen sich mit 85 % mehr als doppelt so viele US-Konzerne als deutsche Großunternehmen „sehr gut“ oder „gut“ auf die digitale Transformation vorbereitet. Dabei legen diese eine andere Geschwindigkeit vor: Die Hälfte aller US-Konzerne erwartet bereits in weniger als einem Jahr Auswirkungen der digitalen Transformation auf Marktanteile oder den eigenen Umsatz. In Deutschland können nur etwa 6 Prozent der Unternehmen diese Auswirkungen erwarten. Die meisten deutschen Großunternehmen (45%) rechnen erst in den kommenden drei bis fünf Jahren mit entsprechenden Effekten.
An dieser Stelle stellt sich die Frage, welche großen Herausforderungen die Digitalisierung mit sich bringt. Jedes dritte Großunternehmen bezeichnet sich als zu unflexibel und zu langsam gegenüber den Anforderungen der digitalen Transformation. In den USA hingegen zählen dazu nur etwa 6 Prozent. Eine der größten Herausforderungen stellt die „fehlende Erfahrung bei nutzerzentriertem Vorgehen“, bei etwa 63 Prozent aller befragten Großunternehmen, dar. In den USA sagen das lediglich 14 Prozent. Im Jahre 2017 wird in mehr als jedem dritten deutschen Großunternehmen (35%) die digitale Transformation inzwischen hauptsächlich vom Vorstand oder Geschäftsführer gesteuert. Dies steht in einem Gegensatz zu den USA: In 81 Prozent der befragten US-Konzerne wird die digitale Transformation über die IT gesteuert. Nur 3 Prozent der Unternehmen haben die Verantwortung für die Digitalisierung direkt an den CEO übertragen. Dies sei den hohen internen Widerständen in Deutschland geschuldet, sagt Etventure: “Hier ist es essentiell, dass der Geschäftsführer oder Vorstand das Thema treibt. Denn nur auf dieser Ebene können die für die Digitalisierung notwendigen, radikalen Entscheidungen getroffen werden und die Mitarbeiter für die Bedeutung des Themas mitgenommen werden. Die Studienergebnisse zeigen, dass die USA diese internen Herausforderungen nicht haben.”
Welche Maßnahmen ergreifen Unternehmen um der digitalen Transformation entgegen zu kommen und diese zu gestalten? 85 Prozent der deutschen Großunternehmen beauftragen vor allem die eigene Unternehmensentwicklung oder IT-Abteilung mit der Gestaltung und Umsetzung (USA: 97 %).
Auch der Bedarf nach Beratung ist groß: 54 Prozent der Befragten beanspruchen fremde Hilfe und beauftragen zum Beispiel Agenturen oder Unternehmensberatungen. Der Aufbau einer Digitaleinheit ist in den USA deutlich verbreiteter als in Deutschland. Die Umfrage zeigt deutlich, dass sich die digitale Transformation jetzt schon deutlich auf interne Aspekte und Strukturen der Unternehmen auswirkt. In vielen Unternehmen wird jetzt schon eine Veränderung sichtbar. 76 Prozent der Befragten bekommen diese Veränderungen bei neuen Arbeitsformen wie projektbasierte Arbeiten und Teamwork, sowie bei neuen Organisations-Zuschnitten und Arbeitsläufen mit. Auch flachere Hierarchien und größere Kompetenzbereiche (69 %) werden in Unternehmen sichtbar.
Die Auswirkungen in Bezug auf die Mitarbeiter, werden am deutlichsten in beiden Ländern, USA sowie Deutschland, angesehen. Durch die Digitalisierung wird sich die Arbeitswelt erheblich verändern. Auch die Entwicklung der Arbeitsplätze ist davon betroffen: Die Amerikaner sehen es dabei optimistisch ob Arbeitsplätze entstehen oder wegfallen. Die Deutschen dagegen eher unentschieden bis besorgt. Auch wenn es um die Qualifikationen der eigenen Mitarbeiter geht, sind die US-Konzerne positiver eingestimmt als die deutschen Konzerne. 90 Prozent der US-amerikanischen Unternehmen sind davon überzeugt, dass die Mitarbeiter durch ihre jetzigen Qualifikationen gut auf die Veränderungen der digitalen Transformation vorbereitet sind. Bei den Deutschen sind es lediglich 42 Prozent. In beiden Ländern setzen die Unternehmen auf Weiterbildungsmaßnahmen um bei ihren Mitarbeitern Kompetenzlücken zu schließen und sie auf die Anforderungen der Digitalisierung vorzubereiten. Unternehmen reagieren außerdem auch mit der Reaktion darauf, neue qualifizierte Mitarbeiter einzustellen. Für rund 23 Prozent der Großunternehmen in Deutschland ist es eine Option, Mitarbeitern zu kündigen. In den USA identifiziert sich nur etwa ein knappes Drittel mit dieser Option.
Dass Veränderungen zu Verunsicherung führen, zeigt sich deutlich mehr in Deutschland als in Amerika. 37 Prozent der Deutschen geben an, sich bei Prozessen der digitalen Transformation verunsichert zu fühlen. Bei den US-Konzernen sind es nur knappe 6 Prozent. Um diese Verunsicherung der digitalen Transformation zu umgehen, gibt es die Möglichkeit, eine Kooperation mit Startups einzugehen. 35 Prozent der Deutschen sehen diese Möglichkeit als Chance an und arbeiten zusammen mit Startups. In den USA immerhin 14 Prozent. Grund dafür ist, dass die Zusammenarbeit mit jungen, neu gegründeten Unternehmen mehrheitlich immer besser in Deutschland angesehen wird (63 &). Nur 46 Prozent der Amerikaner hingegen denken da anders als die Deutschen.
Bei 90 Prozent der deutschen Großunternehmen liegt das Hauptinteresse darin, „Zugänge zu neuen Technologien“ (88 %) zu erhalten und „schneller Innovationen“ (87 %) zu entwickeln. Für diese Studie wurden insgesamt 294 Teilnehmer aus den USA und Deutschland befragt, die sich mit dem Thema der Digitalisierung in ihrem jeweiligen Unternehmen befasst haben.
Quelle: http://www.computer-automation.de/unternehmensebene/produktionssoftware/artikel/140357/
Kommentarbereich geschlossen.