Einbruch beim Welthandel nur temporär

Autor: Thomas Wandler
Datum: 17.12.2021

Lieferengpässe: Europa im Nachteil gegenüber den USA

In der Welthandelsstudie „Battling out of supply chain disruptions“, veröffentlicht von Euler Hermes, wird dargestellt, dass Deutschland und Europa in Bezug auf Lieferengpässe im Vergleich zu USA erheblich im Nachteil liegen.

Erholung im Welthandel zu erwarten

Allerdings soll sich der Einbruch im Welthandel im vierten Quartal des Jahres mit +0.8 Prozent zum Vorquartal wieder erholen. Insgesamt steigert sich der Welthandel 2021 verglichen zum Vorjahr im Volumen der gehandelten Waren und Dienstleistungen um ungefähr acht Prozent, und beim Wert sogar um +18 Prozent.

Hintergrund der starken Wertsteigerung sind zum einen die Lieferengpässe, aber auch die hohen Frachtkosten in der Schifffahrt sowie der US-Dollar (USD).

Laut Euler Hermes soll sich in den kommenden zwei Jahren das weltweite Handelsvolumen mit +5,4 Prozent im Jahr 2022 und +4 Prozent im Jahr 2023 schrittweise auf Vorkrisenniveau einpendeln.

Die Entwicklung beim Wert der gehandelten Waren soll sich ebenfalls wieder normalisieren (2022: +7,2 Prozent; 2023: +5,7 Prozent).

China hält Welthandel zurück

„Das Tauziehen um Waren dürfte bis mindestens Sommer 2022 weitergehen“, sagt Ana Boata, Head of Economic Research bei Euler Hermes. Aktuell sitzen rund vier Prozent der global gehandelten Waren durch Engpässe in der Schifffahrt fest. Deutschland sowie Europa ziehen aufgrund des Mangels an Halbleitern allerdings den Kürzeren und müssen sich hinter den USA anstellen. Die USA hat sich bei Taiwan, der weltweit größte Produzent von Halbleitern, bereits mit Asien die größten Kontingente gesichert.

China ist weiterhin der Flaschenhals der Lage, einmal durch die Null-Covid-Politik und aufgrund einer starken Volatilität bei der Nachfrage und Logistik im Hinblick auf das Chinesische Neujahr.

Große Abhängigkeit an China

Verglichen mit der USA ist Europa deutlich abhängiger von Zwischenerzeugnissen. Außerdem stellt die Abhängigkeit von China ein großes Problem dar. Laut Angaben von Euler Hermes Experten hat ein Rückgang der chinesischen Exporte um zehn Prozent schwerwiegende Folgen für die EU. Und zwar würde dies eine Regression der Produktion im Metallsektor um mehr als -6 Prozent bedeuten, im Automobilsektor um mehr als -3 Prozent und im Computer- und Elektroniksektor um mehr als -1 Prozent.

Laut Studie könnte sich die Normalisierung der Engpässe in Europa bis über das Jahr 2022 hinausschieben, wenn die Nachfrage weiter über dem Potenzial bleibt. Denn Europa fällt bei den Produktionskapazitäten im verarbeitenden Gewerbe sowie bei Investitionen in der Hafeninfrastruktur zurück.