Das Experiment „Digital Supply Chain“ des Bitkom

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 27.10.2020

Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Lieferkette

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) untersuchte exemplarisch den Digitalisierungsgrad beim Warentransport von Bremerhaven nach Vancouver. Dabei kam er laut seiner Pressemitteilung zu dem Ergebnis: „6 von 10 Logistik-Dokumenten sind maschinenlesbar.“

Hintergrund der Untersuchung

Wie allgemein angenommen, erklärt auch der Bitkom, dass sich die Logistik auf dem Weg zu einer vollständig digitalen Lieferkette befindet. Der Verband äußert jedoch folgende Feststellung: „Wer allerdings heute Waren international über eine längere Strecke mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln wie Lkw, Bahn oder Schiff transportiert, wird noch mit einer Vielzahl von Dokumenten konfrontiert, die nur teilweise maschinenlesbar sind und die unterschiedlichen Standards folgen.“

Dementsprechend hat der Bitkom in einem Praxisversuch einen Container vom Hersteller in Deutschland über Bremerhaven und einen Zwischenstopp in Sines (Portugal) nach Vancouver (Kanada) mit Hilfe digitaler Technologien wie GPS-Trackern und Datenplattformen verfolgt.

Die Zielsetzung des Versuchs erläutert Florian Lange, Referent Handel und Logistik beim Bitkom: „Mit dem Logistikexperiment wollen wir verdeutlichen, dass es sich lohnt, Daten auszutauschen und zu teilen und an welchen Stellen es in der Praxis noch hakt.“

Defizite bei der Digitalisierung

Bei dem Experiment wurden Dokumente an zehn Stellen ausgetauscht. Dabei wurden sechs Mal Unterlagen in elektronischer und maschinenlesbarer Form zur Verfügung gestellt. Zu dem Ergebnis sagt Lange: „Die Logistik setzt bereits stark auf digitale Technologien, aber es herrscht noch zu oft Silo-Denken vor.“ Wie er weiter erklärt, laufen IT-Systeme häufig parallel. Außerdem werde auf einen vollständigen Datenaustausch verzichtet.

Schon im vergangenen Jahr stellte der Bitkom bei einer Umfrage ein offenbar großes Interesse an digitalen Lösungen in der Logistik fest. Demnach gaben 88 Prozent der befragten Unternehmen an, dass es ihnen helfen würde, wenn künftig auch eine digitale Variante der Frachtpapiere anerkannt wäre.

Florian Lange erklärt: „Technologische Entwicklungen wie die Blockchain oder Künstliche Intelligenz ermöglichen in der Logistik völlig neue Anwendungen, wenn die anfallenden Daten digital und in einer für IT-Systeme verständlichen Form vorliegen.“ Datenplattformen, wie sie beim Bitkom-Experiment verwendet wurden, können nach seiner Aussage künftig allen Beteiligten noch bessere Einblicke in Echtzeit in den Versandprozess liefern.