Steigende Halbleiternachfrage und Nachhaltigkeitsherausforderungen

Autor: Thomas Wandler
Datum: 14.09.2023

Studie des Capgemini Research Institute zu Lieferkettenstrategien

Im Rahmen einer Studie des Capgemini Research Institute wurden über 1000 Führungskräfte großer Automobilunternehmen aus zehn Ländern zu ihren Lieferketten befragt. Die befragten Unternehmen fühlen sich den Angaben der Pressemeldung zufolge gut auf Lieferkettenstörungen vorbereitet.

Im Ergebnis zeigt sich außerdem, dass sich zukünftig Nearshoring-Strategien besonders durch die Nutzung von Elektro- und softwaredefinierten Fahrzeugen verbreiten sollen. Im Gegensatz dazu geht das Offshoring immer mehr zurück. In Deutschland ist im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren eine Rückgang von 27 Prozent vermerkt, der weltweit noch größer werden soll.

Halbleiter

Die Beschleunigung der Produktion von Elektrofahrzeugen und die Einführung von softwarebasierten Funktionen sowie neuer Regulierungsmaßnahmen sollen künftig zu einer erhöhten Nachfrage an Halbleitern führen.

Den Angaben der Pressemeldung zufolge sei die Anzahl von Halbleitern und Sensoren eines Fahrzeuges in den letzten zwei Jahren bereits um 51 Prozent gestiegen. Grund dafür sei die zunehmenden Nachfrage nach softwarebasierten Funktionen und Dienstleistungen. Dieser Anteil soll in den kommenden zwei Jahren um weitere 46 Prozent zunehmen.

Nur die Hälfte der Unternehmen schätzt laut der Umfrage die aktuelle Verfügbarkeit von Halbleiterkomponenten als stabil ein. Die Unternehmen sollen sich im Durchschnitt für einen Zeitraum von drei Jahren Rohstoffe für EV-Batterien gesichert haben.

Infolgedessen steigen die Lagerbestände der Automobilunternehmen an, was gleichzeitig zu höheren betrieblichen Investitionen und mehr Betriebskapital führt. Diese neue Strategie zur Bewältigung der betrieblichen und logistischen Herausforderungen ist langfristig nicht nachhaltig, da sie die Lagerkosten erhöht.

Umsetzung von nachhaltigen Lösungen

Wiederholte Störungen in der Lieferkette haben Automobilhersteller von der Umsetzung nachhaltiger Initiativen abgelenkt. Nur 37 Prozent der Unternehmen lassen Umweltaspekte in ihre Lieferkettenentscheidungen einfließen. Die jährlichen Investitionen der Zulieferer sind mit 17 Prozent zurück gegangen. Die Expansion von Kreislaufwirtschaftsinitiativen verzögere sich aufgrund fehlender Recyclingmateriallieferanten. Capgemini betont, dass digitale Lösungen helfen sollen, Nachhaltigkeit und Kostensenkung miteinander zu kombinieren.

Sichtbarkeit und Transparenz seien für eine gute Lieferkette entscheidend. Laut der Capgemini-Umfrage verfügt jedoch nur 53 Prozent der Befragten über eine Lieferkette, die KI integriert und datenbasierte Entscheidungsfindung möglich macht.

Ralf Blessmann, Leiter des Automotive Sektors bei Capgemini in Deutschland, fasst zusammen, dass Automobilhersteller langfristige und datengesteuerte Strategien entwickeln müssen, die Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsvorteile fördern. Dies sollte auch die Integration der Kreislaufwirtschaft einschließen, damit Klimaziele erreicht werden können.