Pharma-Lieferketten: EU berät über Produktionsstätten in Europa

Autor: Marcus Schilling
Datum: 15.05.2020

Corona-Krise hemmt Zulieferung aus Asien

Am Dienstag haben die EU-Gesundheitsminister in einer Videokonferenz darüber beraten, wie die europäische Versorgung mit Arzneimitteln sichergestellt werden kann. Grund waren Lieferausfälle und -verzögerungen von Wirkstoffen und Präparaten aus Asien.

Ursache für Knappheit oft im Ausland

Wie ernst die Lage ist, zeigt ein Interview mit Stefan Kluge im ARD-Magazin „Plusminus“. Der Direktor der Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg sagte vergangene Woche: „Es gibt schon Krankenhäuser in Deutschland, die kein Propofol mehr haben.“ Ohne Propofol lassen sich Patienten nicht in Narkose versetzen – es ist etwa zur Beatmung von Covid-19-Infizierten nötig ist. Ausgelöst wird die Knappheit nicht nur durch verstärkte Nachfrage: Probleme an den ausländischen Produktionsstätten oder lange und unübersichtliche Lieferketten sind häufige Ursachen.

Verringerung der Abhängigkeit von China und Co.

Nun will die EU die Abhängigkeit von Produktionen aus Drittländern verringern. Die Erfahrungen aus der derzeitigen Pandemie würden zeigen, dass die gemeinsamen politischen Bemühungen für einen Ausbau der Arzneimittelproduktion auf nationaler Ebene verstärkt werden müssen, um so eine unabhängige und krisensichere Versorgung der europäischen Bevölkerung zu gewährleisten. Für Gegenmaßnahmen sollen auf nationaler und europäischer Ebene alle Stakeholder (Behörden, NGO, Industrie, Zulassungsinhaber, Großhändler, Apotheken) einbezogen werden.

80 Prozent aller Wirkstoffe aus Drittländern

Das wird eine nicht unerhebliche Herausforderung: 80 Prozent aller Wirkstoffe in europäischen Medikamenten werden inzwischen aus Drittländern wie Indien, China und Taiwan bezogen. Grund hierfür ist vielfach der geringere Patentschutz dieser Länder, so dass Generika produziert und in Europa vertrieben werden können, bevor die Patente im EU-Gebiet ablaufen. Entsprechend wurde die Produktion weit ausgebaut, viele Vorstufen werden in Europa nicht mehr produziert. Hierbei handelt es sich um über Jahrzehnte global gewachsene Strukturen.

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