Transport- und Reiseverkehr stark von der Corona-Pandemie betroffen

Autor: Thanh Duy Tran
Datum: 03.06.2020

Sicherheit für Crew-Mitglieder nicht gewährleitet

Auch die Lieferketten im internationalen Transport- und Reiseverkehr bleiben nach einer Publikation der Allianz Global Corporate & Speciality (AGCS) von den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht verschont. Bisher konnte das Problem des Aufliegens in den meisten Gebieten behoben werden. Jedoch bleiben diverse Probleme laut Volker Dierks, der bei der AGCS für die Schiffsversicherung in Zentral- und Osteuropa zuständig ist weiterhin bestehen: „Wenn das Aufliegen von Schiffen nicht ordnungsgemäß erfolgt, können Probleme bei der Wiederinbetriebnahme auftreten. Zudem wird die Besatzung von noch aktiven Schiffen aufgrund von Reisebeschränkungen stärker beansprucht.“

Sobald die Crew nicht abgelöst wird, können Symptome einer körperlichen und geistigen Erschöpfung auftreten und somit die Sicherheit auf dem Schiff gefährden. Zudem erklärt Dierks, dass menschliches Versagen zu den Hauptursachen bei Schadensfällen in der Schifffahrt gehören.

Des Weiteren bestehen momentan zusätzliche Risiken wie Verzögerungen bei den Wartungen sowie Inspektionen der Schiffe und den Notfallausrüstungen. Somit können potenzielle Gefahren vorab nicht festgestellt werden. Wegen der gestörten Versorgungsketten können ebenfalls Schmier- und Gebrauchsmittel nicht rechtzeitig auf das Schiff geladen werden. Daraus resultiert, dass Treibstoffproben mit Verzögerung in den Laboren eintreffen und mögliche Maschinenschäden erst spät entdeckt werden.

„Warm-Lay-Up“ und „Cold-Lay-Up“

Sobald ein Schiff „aufgelegt“ hat, ist es aus dem Verkehr gezogen und für eine längere Zeit an demselben Ort gebunden. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen einem „Warm-Lay-Up“, bei dem noch immer die Besatzung an Bord bleibt und das Schiff jederzeit fahrtbereit machen können. Bei einem „Cold-Lay-Up“ liegt die Priorität bei der Wartung des Schiffes, weswegen die meisten Systeme abgeschaltet werden müssen. Damit das Transportmittel wieder in Betrieb genommen werden kann, müssen Zeit und umfangreiche Tests in Kauf genommen werden die viel Geld beanspruchen.

Volker Dierks sagt: „Bei einem längeren Cold Lay-up kann die Wiederinbetriebnahme sogar zu einem ungeplanten Werftaufenthalt führen. Daher sind umfassende Vorkehrungen und Pläne einschließlich umfangreicher Risikobewertungen, die das Aufliegen umfassen, entscheidend, um die Sicherheit des Schiffes während der Aufliegezeit und die anschließende Wiederinbetriebnahme zu gewährleisten.“

Während er Corona-Pandemie wurden Reisebeschränkungen verhängt, die den Austausch der Besatzung zusätzlich erschweren. In den meisten Fällen befindet sich die Crew länger als üblich an Bord. Laut einer Firmenangabe sind 75-96 Prozent der Zwischenfälle durch menschliches Versagen verschuldet. Dabei ist die Übermüdung eine der Hauptursachen. Anastasios Leonburg, Senior Risk Consultant Marine bei AGCS CEE appelliert: „Eine gezielte Anpassungen der Arbeits- und Ruhezeiten hilft Erschöpfung vorzubeugen“. Weiterhin führt er fort: „Die Einstellung von lokal verfügbaren Seeleuten kann in einigen Fällen eine weitere Option sein.“