Airbus verabschiedet sich vom A380
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 18.02.2019
Produktion wird ab 2021 eingestellt
Wohl kaum eine andere Nachricht verbreitete sich in der Geschichte der Luftfahrbranche so schnell wie diese: Airbus wird die Produktion des A380 aufgeben.
„Der Airbus A380 ist ein faszinierendes und in vielerlei Hinsicht herausragendes Flugzeug. Eine technische Innovation und Meisterleistung aus Europa“, sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Die Flotte der Lufthansa beinhaltet insgesamt 14 Flugzeuge des Modells A380. „Wir freuen uns, dass wir den Airbus A380 auch weiterhin einsetzen können. Unsere Kunden und auch unsere Crews lieben das Flugzeug“, betont Spohr, zeigt aber auch die Probleme des Jets auf: „Es hat sich gezeigt, dass ein profitabler Einsatz des A380 nur auf den nachgefragten Strecken möglich ist.“
Eine typische Entscheidung. Auf der einen Seiten ist der a380 für Fluggäste und die gesamte Branche sehr faszinierend, doch auf der anderen Seite ist der Doppeldecker viel unpraktischer als man vielleicht annehmen mag. Ein Verkauf war gegen Ende nahezu unmöglich und zahlreiche Bestellungen wurden sogar storniert. Erst vor wenigen Tagen stornierte die australische Airline Qantas acht Flugzeuge der Modellreihe. Emirates setzte seine Bestellung von 163 auf 123 Jets herab.
2021, 14 Jahre nach dem Erstflug, soll dann der letzte A380 vom Band laufen. „Wir dürfen im Geschäft unsere Entscheidung nicht auf Basis von Gefühlen oder Wünschen treffen, sondern basierend auf Fakten“, so Airbus-Chef Tom Enders. Hauptgrund für das Scheitern ist der Trend hin zu kleineren Jets, welche flexibler eingesetzt werden können. Damit war der A380 wohl eine der größten Fehlentscheidungen, die Airbus jemals getroffen hat.
Der A380 diente den Anteilseignern Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien damals dazu zu zeigen, dass man dem US-Unternehmen Boeing durchaus Konkurrenz machen könne. Etwa 30 Prozent der Entwicklungskosten fallen dabei auf die genannten Staaten zurück. Eine Projektfinanzierung dieser Art wird auch Anschubfinanzierung genannt. Boeing nutzt diese Methode ebenfalls gerne auch wenn sie regelmäßig in der Kritik steht.
Mit dem Ende des A380 stellt sich nun die Frage, ob Airbus die Gelder an die Länder zurückzahlen muss. Finanzchef Wilhelm klärt jedoch auf, dass Entwicklungsbeihilfen nicht an die Regierung zurückgezahlt werden müssen. „Das ist alles aus der Bilanz raus.“ 2002 sollen Airbus und einige Zulieferer des Unternehmens ein Darlehen im Wert von 1,095 Milliarden Euro zur Forschung und Entwicklung des A380 erhalten haben. Den größten Teil des Geldes habe damals Airbus bekommen. Komplett beglichen sei das Darlehen bisher jedoch nicht.
„Die Rückzahlungen erfolgten laufend, gekoppelt an die Auslieferungen des A380. Die Auswirkungen der Produktionseinstellung werden wir jetzt analysieren und dann mit dem Unternehmen erörtern“, sagte ein Ministeriumssprecher. Ein Airbus Sprecher sagte zudem, dass man bereits beim Verkauf jeder einzelnen Maschine Teile der Risikobeteiligung zurückerstattet habe. Durch die Einstellung der Produktion im Jahr 2021 werde der Rest hinfällig.
Doch auch die Flughäfen investierten viel Geld, da die Infrastruktur den Anforderungen des A380 nicht genügte. Düsseldorf investierte beispielsweise rund fünf Millionen Euro, damit Emirates an dem Flughafen den A380 einsetzen konnte. Bereuen tue man diesen Schritt jedoch nicht. Die Investition sei weiter „die richtige Entscheidung für die Stärkung des Luftverkehrs in Nordrhein-Westfalen“, heißt es.
Laut Prognosen sollte damals die Nachfrage nach Flugreisen auch in Zukunft immer weiterwachsen und Drehkreuze werden immer mehr an Bedeutung gewinnen. Diese Vermutung begründete den hohen Preis des A380 von 450 Millionen Dollar. Nun weiß man: Prognose Nummer eins ist zugetroffen, Prognose Nummer zwei war jedoch falsch. Zwar spielen die Drehkreuze eine wichtige Rolle, im Vordergrund stehen jedoch die direkten Verbindungen. Bei weitem läuft nicht mehr alles über die großen Drehkreuze Frankfurt, London und New York.
Aus diesem Grund setzen die meisten Airlines den Airbus A350 oder die Boeing 787 ein. Zwar sind diese Maschinen kleiner, dafür aber auch effizienter und flexibler. So ist es beispielsweise schwer einen A380, der über 8 First-, 78 Business, 52 Premium-Economy und 371 Economy-Sitze verfügt ausreichend zu füllen. Gelingt dies nicht, so kann ein A380 schnell zum Verlustgeschäft führen.
„Wir müssen realistisch sein, der Auftragsbestand reicht nicht aus, um über 2021 hinaus zu produzieren“, erklärte Airbus-Chef Enders. Man werde das Programm jedoch fortführen: „Wir werden die Flotte von über 220 Flugzeugen versorgen“.
Mit dem Verkauf der A380 konnten bislang jedoch immer nur die Fertigungskosten gedeckt werden. Im Jahre 2010 sei dadurch sogar eine Belastung von rund einer Milliarde Euro entstanden sein. Finanzchef Harald Wilhelm sagt: „Niemand hätte damals gedacht, dass wir 2015 den Break-even erreichen würden“. In den folgenden Jahren war der A380 jedoch erneut zu einer Belastung für das Unternehmen geworden. Genau aus diesem Grund sei auch der Druck durch die Investoren hin zu einem Schlusspunkt immer stärker gewachsen. Enders ist diesen finalen Schritt nun gegangen.
Laut Enders war es genau der richtige Zeitpunkt für diese Entscheidung. Airbus sei nicht einfach „reingestolpert in das A380-Programm“, sondern habe vor 20 Jahren „viel analysiert, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass dieses Flugzeug einen Sinn ergibt, aber jetzt kommen wir nicht aus der Falle niedriger Nachfrage raus“.
Die tatsächliche finanzielle Belastung hält sich in Grenzen. So wurden 2018 bereits 460 Millionen Euro beim Betriebsergebnis abgefangen. Wie es 2019 mit den Kosten für die Sozialmaßnahmen aussieht, könnte man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Das Personal müsse sich jedoch keine Sorgen machen, da in der Fertigung des A320 und A350 neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. „Wir sind ja voll im Wachstum.“ Es werde auch Standorte geben, „an denen es schwieriger ist, Menschen auf andere Programme zu setzen“. Gemeinsam mit den Gewerkschaften sollen Lösungen geschaffen werden. Auch die IG Metall erwartet keine großen negativen Auswirkungen.
Airbus geht aus der ganzen Nummer jedoch mit einem großen Imageschaden heraus. Die Konzernspitze will diesen so schnell es geht wieder ausgleichen und zeigt immer wieder die Vorteile des verbleibenden Produktangebotes auf. „Unser neues Flaggschiff ist der A350“, sagt Faury. In Sachen Reiseerlebnis sei dieser für die Kunden nämlich nahezu gleichauf mit dem A380.
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