Amazons eigene Fracht-Airline auf Erfolgskurs

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 29.10.2018

Unabhängigkeit steht im Vordergrund

Schon im Herbst 2015 kamen erste Gerüchte auf, dass Amazon mit eigenen Frachtflugzeugen arbeiten wolle. Amazon sagte damals, dass das Unternehmen dadurch die Möglichkeit hätte unabhängig von Zustelldiensten wie UPS oder Fedex zu arbeiten. Viele Experten begegneten diesen Plänen eher skeptisch. „Jetzt übernehmen die sich“, soll ein führender Frachtflugmanager laut Wirtschaftswoche gesagt haben.

Doch Amazon scheint mit seiner eigenen Luftfrachtflotte mehr als nur erfolgreich zu sein. Amazon Air belegt aktuell Platz fünf der größten Frachtlinien der Welt. Vor Amazon liegen nur die ganz großen Logistiker Fedex, UPS und DHL. Seit vergangenem Jahr heißt die Flotte Amazon Air, statt ursprünglich Amazon Prime Air. Damit sollen Verwechslungen mit dem Drohnenlieferservice Amazon Prime Air ausgeschlossen werden.

Zurzeit verfügt das Unternehmen über insgesamt 40 Maschinen. Das sind mehr als bei den etablierten Konkurrenten. So hat Lufthansa Cargo beispielsweise gerade einmal 17 Maschinen. Es gibt keine andere Airline die in so kurzer Zeit ein so enormes Wachstum hingelegt hat. Zu Beginn transportierten die Airline Atlas Air und das Unternehmen Air Transport International Waren für Amazon.

Seit 2017 arbeitet Amazon zudem daran, am Flughafen Cincinnati ein eigenes Luftfracht-Drehkreuz aufzubauen. Etwa 1,5 Milliarden Dollar soll Amazon in das Projekt investieren. Rund 100 Amazon-Frachtflugzeuge sollen hier ihren Platz finden. Dies deutet darauf hin, welche Dimensionen die Pläne von Amazon noch erreichen könnten. Bereits 20 Flugzeuge standen im Juni 2018 in Cincinnati bereit. Im US-Bundesstaat Kentucky sollen zukünftig 200 Flieger am Tag abheben. 15.000 Menschen sollen hier einen Job bekommen.

In Miami startet Amazon Air seit Oktober zwei Mal täglich. Von hier aus ist vor allem eine Belieferung der Karibik und Mittelamerika gut durchzuführen. Amazon will in seiner Lieferkette so unabhängig wie nur möglich sein. Neben der Luftfracht arbeitet das Unternehmen auch an seinem Liefergeschäft an Land und auf Wasser. So kauft Amazon beispielsweise eigene Lastwagen, mit denen Ware innerhalb der USA von A nach B transportiert werden kann. Zuletzt bestellte das Unternehmen 20.000 Kleintransporter beim Automobilhersteller Daimler.

Zudem hat Amazon damit begonnen Waren chinesischer Händler in den US-Lagern abzuwickeln. Vorher hatten dies internationale Frachtunternehmen für Amazon gemacht.