Asiatische Akku-Hersteller erobern Europa

Autor: Dimitri Lagun
02.07.2018

Neun von zehn Autos laufen bereits mit asiatischen Batterien

Aktuell laufen neun von zehn Elektroautos mit asiatischen Batterien. „Diese Abhängigkeit können wir nicht länger hinnehmen“, sagt Maroš Šefčovič, EU-Energiekommissar und zeigt dabei seine Sorge um die rund 12 Millionen Beschäftigten in der Automobilindustrie Europas. Immerhin macht die Batterie rund 40 Prozent der Wertschöpfung aus und bildet somit das Herzstück eines jeden Elektroautos.

Für den Energiekommissar ist eindeutig sicher, dass Europa diese Branche stärken und selber in Produktion gehen muss. Damit sollen die dominierenden Batteriezellenbauer wie Samsung, Panasonic und BYD endlich europäische Konkurrenz bekommen und damit ihre Monopolstellung verlieren. Zur Umsetzung stehen bereits üppige Fördergelder bereit. Jedoch mangelt es bislang noch an Initiativen die sich für Start-ups in diesem Bereich engagieren. Aktuell gibt es drei: Northvolt, Saft und TerraE.

Die großen Unternehmen der Branche wie beispielsweise Bosch halten sich in Sachen milliardenschwere Investitionen in Lithium-Ionen-Zellen bislang eher zurück. Aufgrund fehlender Alternativen bleibt den deutschen Autoherstellern also gar nichts anderes übrig, als mit den Chinesen und Südkoreanern zu kooperieren. Diese werden dadurch nach Europa gelockt und bauen ihre Übermacht hier noch weiter aus. So baut beispielsweise der südkoreanische Konzern LG Chem in Polen und Konkurrent Samsung hat seine Fabriken in Ungarn errichtet.

„Wir haben gerade einen Milliardenauftrag an den chinesischen Batterieproduzenten CATL vergeben“, erzählt BMW-Chef Harald Krüger. Im Gegenzug dazu, will nun der größte chinesische Batteriehersteller eine Fabrik in Thüringen bauen, von dem aus Batterien in das BMW Werk in Dingolfinge geliefert werden sollen. Ab 2021 soll hier das neue BMW Elektromodell „iNext“ gebaut werden.

Krüger will sich jedoch nicht vollkommen abhängig machen von den Asiaten und hat sich daher einen Mittelweg überlegt: Zwar kauft BMW die Technik erst einmal zu, investiert aber zeitgleich rund 200 Millionen Euro in eine eigene Batteriezellenforschung.

Für Politiker wie Šefčovič und Bundeskanzlerin Angela Merkel ist das jedoch nicht genug. Der Plan von Merkel ist es vielmehr, eine eigene Allianz zur Herstellung von Batteriezellen zu bilden. „Wir müssen eine strategische Entscheidung bei den Batteriezellen treffen. Solche Schlüsselindustrien dürfen wir nicht aufgeben“, sagte die Kanzlerin diese Woche auf einer Veranstaltung der Digital-Plattform „ada“ in Berlin.

„Dass Bosch das nicht alleine macht, kann ich nachvollziehen.“, sagt Roman Zitzelsberger, Chef der IG-Metall in Baden-Württemberg, und fordert ein europäisches Industriekonsortium. Mit Einrichtungen wie dem Fraunhofer- oder Helmholtz-Instituten besitzt Deutschland zudem schon eine Menge Kompetenz im Batteriebereich. „Diese Kompetenz müssen wir bündeln. Sonst erforschen wir jetzt die übernächste Zellgeneration – bauen tun’s dann aber wieder andere“, so der Gewerkschafter.

Für BMW-Chef Krüger kommt allerhöchstens ein wettbewerbsfähiges Konsortium in Frage, nach dem es bislang jedoch eher nicht aussieht. Denn auch Lithium-Ionen-Zellen können wie Solarmodule zu einfach austauschbarer Massenware werden. Für Zitzelsberger ist die Situation jedoch nicht vergleichbar und er rechnet damit, dass es zukünftig zu „Engpässen“ bei den Batteriezellen kommen werde.

Und diese Sorge ist nicht unbegründet. Immerhin wird der Bedarf an Batterien immer größer. 2016 waren es bloß 60 Gigawattstunden, 2026 könnten es bereits 900 Gigawattstunden sein.

Die Autohersteller setzen alle ihre Hoffnungen derweil auf die nächste Batteriegeneration, die Feststoffzellen. Diese bieten einen großen Vorteil, da sie die Reichweite eines Autos beinahe verdoppeln können.

Um die Technik bekannter zu machen, investiert VW aktuell hundert Millionen Euro in das kalifornische Unternehmen QuantumScape. Bis es hierbei jedoch soweit ist, dass die erste Produktionsanlage steht, wird wohl noch einige Zeit vergehen – vorrausichtlich bis 2025.