Auch Ryanair-Piloten streiken am Freitag

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 28.09.2018

Bereits 150 Flüge gestrichen

Nun haben auch die deutschen Ryanair-Piloten angekündigt am Freitag streiken zu wollen. Erst am Mittwoch hatte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit die Piloten dazu aufgerufen, am Freitag für 24 Stunden ihre Arbeit zu unterbrechen.

Schon vorher hatten auch die Flugbegleiter aus ganz Europa schon angekündigt, ihre Arbeit am Freitag niederlegen zu wollen. Sowohl Flugbegleiter als auch Piloten erhoffen sich durch die Streiks höhere Gehälter und neue Strukturen innerhalb ihrer Arbeitsverhältnisse, wie zum Beispiel planbare Einsatzzeiten.

Ob Verdi an dem Streik der spanischen, portugiesischen, italienischen, niederländischen und belgischen Gewerkschaften teilnimmt, ist aktuell noch unklar. Verhandlungsführerin Mira Neumaier sagte in Berlin, dass man sich erst einmal mit den Mitgliedern darüber beraten müsse. Immerhin schüchtere Ryanair die Betroffenen massiv ein und drohe ihnen beispielsweise mit Kündigungen oder Versetzungen an andere europäische Standorte.

Bereits 150 Flüge wurden wegen der Streiks abgesagt, unter anderem auch eine große Zahl in Berlin-Schönefeld. Bislang zeigte sich Ryanair nicht dazu bereit, eine Liste mit annullierten Flügen zu veröffentlichen. Betroffene Kunden würden separat drei Tage vor Antritt des Fluges informiert werden.
Laut der Vereinigung Cockpit soll der Streik am Freitag um 03:01 Uhr beginnen und Samstag um 02:59 enden. Alle Verbindungen von Deutschland ins Ausland sollen von dem Streik betroffen sein.

Als Grund für den Streik nannte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit das schlechte Angebot, welches am 12. September vorgelegt wurde. Außerdem habe man es bisher nicht geschafft eine Schlichtungsvereinbarung zwischen Ryanair und der Vereinigung Cockpit zu schließen.

Am Dienstag verhandelten Ryanair und Verdi über einen Tarifvertrag für Einkommen und Arbeitsbedingungen. Das gegebene Angebot war jedoch unzureichend. Für einen Zeitraum von vier Jahren sind drei Gehaltserhöhungen enthalten, welche, abhängig von der Position, zwischen 40 und 60 Euro liegen. Für das vierte Jahr ist keine Steigerung vorgesehen. Die rund 600 Leiharbeiter von Ryanair seien von dem Angebot ausgeschlossen.

Neumaier sagte, dass das Angebot ungefähr einem Inflationsausgleich nah komme. Verdis Ziel sei es jedoch ein Gehaltniveau zu erreichen, welches ungefähr gleichgesetzt werden kann mit dem von anderen Billig-Fluggesellschaften. Zudem plant Verdi für Freitag an den Flughäfen Frankfurt und Berlin-Schönefeld Kundgebungen.

Robin Kiely, Ryanair-Kommunikationschef, empfindet die angekündigten Streiks als unnötig und sagte, dass Ryanair versucht habe, diese mit aller Kraft zu verhindern. Schon seit einiger Zeit ist Ryanair Ausständen von Piloten und Flugbegleitern in mehreren europäischen Ländern ausgesetzt. Die Angestellten versuchen höhere Löhne zu erreichen und Arbeitsbedingungen nach ihrem nationalen Recht zugesprochen zu bekommen. Aktuell werden Arbeitsverträge bei Ryanair nach irischem Recht abgeschlossen.

Mehrmals wurde Michael O’Leary, Chef von Ryanair, jedoch schon von der EU-Kommission abgemahnt. „Die Einhaltung von EU-Gesetzen ist nicht etwas, über das Angestellte verhandeln müssen, und es kann nicht von Land zu Land unterschiedlich gehandhabt werden“, so die zuständige Kommissarin Marianne Thyssen nach einem Treffen mit O’Leary in Brüssel.

Dort soll sie ihm die klaren Regeln erklärt haben, welche daraufhin auch nochmal vom Europäischen Gerichtshof klargestellt wurden: „Es ist nun an dem Unternehmen, sie anzuwenden und zu Ortsverträgen überzugehen.“