Aufstand bei Carlsberg aufgrund von Stellenabbau
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 15.12.2017
Umzug von Altona nach Hausbruch fordert 70 Arbeitsplätze
Die Hamburger Brauerei Holsten wird von Altona nach Hausbruch umziehen. Dadurch fallen rund 70 Arbeitsplätze weg. Am Mittwoch versuchte der Mutterkonzern Carlsberg einen Streik der Mitarbeiter vor dem Arbeitsgericht zu verhindern. „Das ist der Versuch einer Beschneidung der Grundrechte, zu denen Streiks und Tarifverhandlungen gehören“, sagte Silke Kettner von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern sei eskaliert und hat damit ein ganz neues Level erreicht.
„Der heutige Aufruf ist für uns absolut nicht gerechtfertigt und wir bedauern diese Entwicklung sehr“, betonte eine Unternehmenssprecherin. Die Gründe für den Umzug, effizientere Produktions- und Logistikprozesse und modernere Anlagen, waren der Gewerkschaft von Anfang an bekannt und auch, dass der Umzug eine Reduktion von Arbeitsplätzen mit sich zieht.
Die NGG sieht allerdings die gesamte Zukunft von Holsten in Gefahr. Die 70 abzubauenden Arbeitsplätze machen rund ein Drittel der Belegschaft in den Bereichen Produktion und Logistik aus. Insgesamt beschäftigt die Brauerei 450 Mitarbeiter. „Die neue Brauerei wird zu klein und bietet kaum Möglichkeiten für zukünftiges Wachstum.“, so Kettner. „Es herrscht mehr Angst als Hoffnung, dass es nach dem Umzug reibungslos läuft.“, äußert sich die Belegschaft.
Bereits seit 1879 ist Holsten am Standort Altona angesiedelt. Doch es gibt noch einen weiteren Grund, der einen Umzug unumgänglich macht: Der Bierkonsum sinkt, wodurch das 86.000-Quadratmeter-Gelände einfach zu groß geworden ist. Sobald Holsten umgezogen ist, sollen auf dem Areal Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen.
Auf den 67.000 Quadratmetern des neuen Geländes in Hausbruch sollen ab 2019 jährlich rund eine Million Hektoliter Bier gebraut werden. Carlsberg Deutschland gehört zur internationalen Carlsberg Gruppe. Weltweit beschäftigt der viertgrößte Bierbrauer etwa 46.000 Menschen. In die neue Brauerei in Hausbruch will Carlsberg über 100 Millionen Euro investieren.
„Seit Beginn der freiwilligen Verhandlungen versuchen wir mit der NGG über Angebote und Lösungen zu sprechen, mit denen wir wichtige Arbeitsplätze erhalten könnten“, sagte die Unternehmenssprecherin weiter. Bisher zeigte die NGG leider keine Bereitschaft dazu, nach passenden Alternativen zu suchen. Stattdessen versuche man „den Fortgang der Verhandlungen zu verhindern, wie man auch am aktuellen Warnstreik sieht“. Zudem will Carlsberg die Arbeitszeiten von fünf auf sieben Tage, an denen in drei Schichten gearbeitet werden soll, ausweiten. „Ein fairer Sozialtarifvertrag muss Regelungen für die Finanzierung von Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, Transfermaßnahmen, Mobilitätszuschüsse und einen Ausgleich der wirtschaftlichen Nachteile der Beschäftigten infolge des Umzugs enthalten.“, betont Kettner. Trotz einer Verhärtung der beiden Fronten, wollen sie zukünftig trotzdem beide „zu den Verhandlungen zurückkehren“.
Kommentarbereich geschlossen.