BMW investiert Millionen in Erfurter Großprojekt
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 12.07.2018
Chinesischer Batteriezellen-Hersteller CATL baut Werk in Erfurt
Aktuell wird in Thüringen eine der größten Batteriezellen-Fabriken Europas errichtet. Am Montag unterzeichnete der chinesische Hersteller CATL (Contemporary Amperex Technology Ltd.) den Vertrag für das Großprojekt. Noch am selben Tag hatte der Autobauer BMW den ersten Milliarden-Auftrag an das neue Werk vergeben. Nun hofft das Unternehmen auch auf Aufträge anderer deutscher Autokonzerne.
Die Zahl der Elektroautos in Europa steigt immer weiter an. Als Folge wächst auch die Zahl der benötigten Batterien sowie Batteriezellen. Aktuell bauen Unternehmen wie VW, Daimler und BMW ihre Akkus aus asiatischen Zellen selbst zusammen. Durch diese Tatsache befürchtet die Bundesregierung sowie die Gewerkschaften, eine extreme Abhängigkeit von den asiatischen Zulieferern und sucht schon seit längerer Zeit nach einer Lösung zur Produktion europäischer Zellen.
Bis 2022 will CATL etwa 240 Millionen Euro in das Erfurter Werk stecken und zudem rund 600 neue Arbeitsplätze schaffen. Auf lange Sicht, hätte das Werk sogar Potenzial für etwa 1000 Arbeitsplätze. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, bezeichnete den Tag der Vertragsunterschrift als ein sehr wichtiges Ereignis für Thüringen. Aktuell wird die Technologie nur von chinesischen Unternehmen angeboten, so dass den deutschen Autobauern gar nichts anderes übrig bleibt, als die Produkte in Asien zu beschaffen. „Wenn wir es selber könnten, wäre ich auch nicht traurig“, sagte Merkel. Zudem sagte sie, dass es besonders gut sei, dass der chinesische Investor sich Deutschland als Ziel ausgesucht habe.
Wolfgang Tiefensee, Wirtschaftsminister von Thüringen, bezeichnet das Projekt als eine der wichtigsten Industrie-Investitionen der letzten zehn Jahre. Thüringen habe dadurch die Chance, „zu einem der wichtigsten europäischen Standorte für Batterietechnologie aufzusteigen“.
Mit dem Werk in Thüringen macht CATL das erste Mal nach über einem Jahr Verhandlungen einen ersten Schritt in eine Zukunft mit Batterie-Fabriken außerhalb von China. In der Fabrik sollen dann Batterien hergestellt werden, die eine Kapazität von 14 Gigawattstunden besitzen. Die Planungen sehen das Werk als eine eigenständige Firma mit Produktion, Forschung und Entwicklung.
Mit dem Schritt nach Deutschland will CATL die Wichtigkeit des deutschen Marktes hervorheben. Generell sei Europa sehr bedeutend für das Wachstum des Unternehmens. Neben dem geplanten Standort in Leipzig verfügt das Unternehmen zudem bereits über eine Niederlassung in München.
„Durch die Etablierung der modernsten Technologie für Lithium-Ionen-Batterien in Deutschland und die Liefermöglichkeiten vor Ort sind wir näher am Kunden und können dadurch kundenspezifische Lösungen anbieten und noch schneller auf Kundenwünsche reagieren“, sagte CATL-Vorstandschef Robin Zeng. Zukünftig bestände die Möglichkeit den Autoherstellern Lösungen anzubieten, die vor Ort individuell auf sie zugeschnitten werden. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass CATL bei der Herstellung auch europäische Kenntnisse nutzen könnte, schließlich gilt zum Beispiel Deutschland als das Land der Ingenieurskunst. Bei der Fertigung der Batteriezellen liegt hingegen China an der Spitze.
BMW will nun als erster deutscher Automobilhersteller Batteriezellen im Wert von vier Milliarden Euro bei CATL bestellen. Ab 2021 sollen Zellen im Wert von 1,5 Milliarden Euro aus dem Erfurter Werk kommen. Diese würden von dort aus in das rund 400 Kilometer entfernte Werk nach Dingolfing gebracht und dort weiterverarbeitet zu Modulen für den BMW i-next, ein neues vollelektrisches BMW-Modell. Mit den übrigen 2,5 Milliarden Euro beschafft BMW Zellen aus einem chinesischen CATL Werk.
BMW ist der Erstkunde des Thüringer CATL-Werks. Duesmann wünscht sich, dass auch Daimler zukünftig in Erfurt einkauft, da durch eine erhöhte Produktionsmenge die Stückkosten sinken würden. BMW hatte schon länger den Wunsch nach einem Batteriezellen-Werk geäußert, dass näher an den eigenen Fabriken liegt. Dank Subventionen, „politischem Goodwill“ und relative günstigen Lohnkosten, ist dieser Wunsch nun Realität geworden. Im Gegenzug soll BMW sich an der Ausstattung des CATL-Werks beteiligt haben.
Durch das Werk in Thüringen soll die Elektromobilität ihren Durchbruch in Deutschland erleben. Zudem sollen am neuen Standort alte Batterietechniken weiterentwickelt und neue Batterietechniken erforscht werden. Durch seine zentrale Lage in Europa, die gute Infrastruktur und die qualifizierten Mitarbeiter stellt Thüringen zudem den perfekten Standort für die neue CATL-Fabrik dar.
Laut Robin Zeng, CATL-Vorstandschef, sind die Investitionen in Thüringen jedoch nur ein erster Schritt. Auf lange Sicht gesehen, will das Unternehmen alle europäischen Autohersteller mit Lithium-Ionen-Batterien beliefern und sie mit Stromspeichern für Energie aus umweltschonenden Ressourcen versorgen.
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