Daimler verunsichert durch Zollstreit zwischen USA und China

Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 22.06.2018

Geschäft stark vom Handelskonflikt getroffen

Das Geschäft von Daimler wurde stark vom Handelskonflikt zwischen den USA und China getroffen. Aufgrund dessen, gab der Konzern am vergangenen Mittwoch eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr heraus.

Der Stuttgarter Autobauer gab bekannt, dass die hohen chinesischen Zölle für in den USA hergestellte Autos nicht zu 100 Prozent an den Kunden weitergegeben werden können. Außerdem werden durch die höheren Abgaben die Verkaufszahlen in China wohl einbrechen. Für deutsche Hersteller gilt China als einer der wichtigsten Absatzmärkte.

Weitere Gründe sollen auch die neuen Standards für Abgastests, der Rückruf von Dieselautos und die gesunkene Nachfrage nach Bussen in Lateinamerika sein. Durch diese Entwicklungen wird der Betriebsgewinn des Konzerns in diesem Jahr wohl unter dem Niveau des Vorjahres von 14,7 Milliarden Euro liegen. Bisher erwartete Daimler eigentlich eine leichte Erhöhung.

Die Erwartungen für das Ebit sehen nun folgendermaßen aus: Mercedes-Benz Cars wird mit hoher Wahrscheinlichkeit leicht unter dem Vorjahresniveau liegen, wohingegen Mercedes-Benz Vans das Vorjahresniveau deutlich unterschreiten wird. Bei Daimler Buses wird wohl alles bleiben wie im Jahr zuvor. Der gesamte Daimlerkonzern wird damit im Schnitt leicht unter dem Vorjahresniveau landen.

Nachdem die USA die Zölle für eine Vielzahl chinesischer Produkte erlassen hatte, reagierte die Führung in Peking darauf mit höheren Abgaben auf amerikanische Waren. US-Präsident Donald Trump drohte zudem mit weiteren Aufschlägen auf chinesische Waren mit einem Gesamtvolumen von 200 Milliarden Dollar.

Es ist gut möglich, dass davon auch SUVs betroffen sein könnten, da Daimler die Fahrzeuge für den chinesischen Markt in Tuscaloosa, im US-Bundesstaat Alabama baut. Schon im vergangenen Jahr wurden hier über 286.000 Fahrzeuge gebaut, welche in über 135 Märkte exportiert wurden.

Doch nicht nur der chinesische Markt macht den deutschen Herstellern Sorgen, auch der US-Markt sorgt für Nervosität. Grund dafür sind die drohenden Strafzölle auf den Import von Autos. US-Präsident Donald Trump erwähnt diese immer wieder. Für die deutschen Autokonzerne wäre das ein Desaster : Alleine 2017 verdienten sie durch den Export von Fahrzeugen in die USA rund 20 Milliarden Euro.

Am Rande einer Veranstaltung mit Richard Grenell, US-Botschafter in Deutschland, berieten sich die Chefs von Daimler und Co. zu dem Thema. Im Mittelpunkt stand dabei die Tatsache, dass jährlich rund 800.000 Fahrzeuge von den Herstellern in den USA produziert werden und zehntausende Menschen an der Produktion beteiligt sind.

Grenell soll Präsident Trump nun ein Friedensangebot von den Autobossen überbringen: Sie fordern die Abschaffung aller Autozölle auf beiden Seiten des Atlantiks.

„Einen Vorschlag für einseitige Zugeständnisse oder den gegenseitigen Abbau ausschließlich von Auto-Zöllen gibt es nicht“, dementiert der Automobilverband VDA jedoch das Friedensangebot. Laut VDA ist ein Abbau von Handelshürden nur möglich, wenn ein Industriezollabkommen zwischen den beiden Partnern geschlossen wird. Jede andere Möglichkeit würde nicht den Vorgaben der WTO entsprechen.