Deutsche Bahn ändert Bewerbungsverfahren

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 26.06.2018

19.000 neue Mitarbeiter sollen eingestellt werden

Bewerbungsschreiben sind eigentlich ein Muss, wenn es um Bewerbungen geht. Für die Deutsche Bahn ist damit jetzt aber Schluss. In Zukunft möchte das Unternehmen auf Bewerbungsschreiben bei dem Bewerbungsprozess verzichten.

Ab Herbst 2018 besteht für die Bewerber die Möglichkeit nur noch den Lebenslauf und die Zeugnisse bei der Deutschen Bahn einzureichen. Personalerin Carola Hennemann nimmt Stellung: „Wir wollen es den Bewerbern so einfach wie möglich machen“. Noch in diesem Jahr möchte der Konzern etwa 19.000 Mitarbeiter, darunter rund 3600 Auszubildende, einstellen.

In den kommenden Jahren werden tausende Mitarbeiter in Rente gehen. Rund die Hälfte der Belegschaft wird in den nächsten zehn Jahren das Unternehmen aus Altersgründen verlassen. Neben den Stellen des IT-Experten oder Ingenieuren werden auch Leute für die Besetzung als Lokführer oder Fahrdienstleister gesucht.

Laut Hennemann, die für die Personalgewinnung in Baden-Württemberg und bundesweit für die Einstellung von Ingenieuren zuständig ist, sind Motivationsschreiben für Schüler schwierig zu verfassen. „Wir prüfen die Motivation der Bewerber sowieso nochmal in einem Gespräch ab“, erklärt Hennemann.

„Wir schauen, welche Erfahrungen wir damit machen“, so ein Bahnsprecher. Bewerber, die 2019 als Auszubildende anfangen möchte, müssen kein Anschreiben mehr verfassen. Des Weiteren möchte der Staatskonzern auch prüfen, bei welchen Berufsgruppen die Bewerbungsschreiben noch abgeschafft werden können.

Neben der Bahn stehen auch noch weitere Konzerne vor einer Pensionierungswelle, die jetzt auch dringend nach Mitarbeitern suchen. So wird zum Beispiel um Ingenieure konkurriert, aber auch an Lokführern mangelt es. Hier wird sich schon seit längerer Zeit um Nachwuchs bemüht.

Auch beim Fernverkehr steht die Bahn vor einer Herausforderung: Im Jahre 2030 sollen rund 280 Millionen Fahrgäste in Schnellzügen unterwegs sein, so fordern es Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag. 280 Millionen Fahrgäste wären doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Die Deutsche Bahn selbst hatte sich für das gleiche Jahr als Ziel rund 180 Millionen gesetzt.

Von 19.000 offenen Stellen hat die Bahn rund 12.000 in diesem Jahr besetzt. 10.000 davon haben bereits mit ihrer Arbeit begonnen, so ein Bahnsprecher. „In Regionen, in denen wir Vollbeschäftigung haben, ist die Suche natürlich schwieriger, in Bayern und Baden-Württemberg zum Beispiel“, so Hennemann.

Um die Personalsuche zu beschleunigen nutzt die Bahn auch einen Bonus zur Personalsuche: So bekommt ein Mitarbeiter, der einen neuen Kollegen wirbt, rund 1500 Euro. Auch wird heutzutage auch vermehrt im Ausland nach Mitarbeitern gesucht. Hennemann: „Aus Spanien und Griechenland haben wir schon Ingenieure nach Baden-Württemberg geholt“, sagt Hennemann. „Und wir haben für die S-Bahn in Stuttgart auch schon Lokführer aus Kroatien eingestellt.“ Auch schult die Bahn Quereinsteiger um. „Da hat man auch Ü-50 noch die Chance, einen neuen Weg einzuschlagen.“

In Hamburg wird etwa auf ältere Bewerber gesetzt. Auch Studienabbrecher, ehemalige Soldaten und Schulabgänger bekommen bei der Bahn eine Chance. Laut Angaben des Konzerns haben alle die gleichen Jobchancen. Rund 14 Prozent der neuen Mitarbeiter des Jahres 2017 seien beispielsweise über 50 Jahre alt.