Rewe Online-Handel mit Lebensmitteln versagt

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 26.06.2018

Bisher noch keine Einnahmen

In Deutschland liefert Rewe bereits schon Lebensmittel an die Haustür und ist damit einer der Vorreiter im Online-Handel. Nur gibt es ein Problem: „Wir verdienen zurzeit noch kein Geld mit dem Online-Lebensmittelhandel. Das ist eine Investition in die Zukunft“, so der Rewe-Chef Lionel Souque.

Schon in 75 Städten können sich Kunden auf Wunsch bei der Supermarktkette im Internet frisches Fleisch, Obst und Gemüse an die Haustür liefern lassen. Der Konkurrent Amazon Fresh liefert bisher nur in drei Großstädten und Bringmeister, Teil von Edeka, ist sogar nur in zwei Städten vertreten.

Seit einiger Zeit versucht Rewe jedoch, sein Online-Angebot auszubremsen. Souque nimmt Stellung: „Seit zwei, drei Jahren haben wir die Zahl der Städte, in denen wir Lebensmittel online anbieten, nicht mehr vergrößert. Wir konzentrieren uns erst einmal darauf, die Qualität in den 75 Städten zu verbessern, wo wir schon präsent sind.“

Online-Lebensmittelhandel-Umsatz gering

Der Grund für die Vorsicht bei der Erweiterung des Liefernetzes könnte auch noch einen anderen sein: Nach wie vor kommt der Online-Handel mit Lebensmitteln noch nicht so gut in Deutschland an. Nach Angaben des „Online-Monitor 2018“ des Handelsverbandes Deutschland, betrug der E-Commerce-Anteil am Umsatz im Jahre 2017 nur 1,1 Prozent.

„Trotz aller Bemühungen des Handels scheint der Boden steiniger als erwartet“, so die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in einer Studie. Die Zweifel der Branchenkenner steigen. Diese sind sich nicht einig, ob der Online-Handel im Lebensmittelbreich genauso gut ankommen wird, wie anderen Branchen.

Genauso unsicher ist sich auch der E-Commerce Experte Kai Hudetz, Kölner Institut für Handelsforschung. Es sei ungewiss ob sich der Online-Lebensmittelhandel zum Massenmarkt entwickeln wird. Auch bestände die Möglichkeit, dass das Angebot nur bei speziellen Zielgruppen gut ankommt.

Souque: „Kein Mensch weiß, wie sich der Online-Handel mit Lebensmitteln in den nächsten Jahren entwickelt. Alle zwei Jahre werden alle Prognosen dazu wieder über den Haufen geworfen. Er wird wachsen, aber wie schnell und wie stark, das kann keiner sagen“, so Souque weiter. Sicher ist dennoch, dass der Online-Handel mit Lebensmitteln nicht so klein bleiben wird.

Mit dem Start des Amazon-Lieferdienstes Amazon Fresh vor gut einem Jahr in Deutschland, rechneten die Branchenkenner mit einem Umschwung im Einkauf. Doch die Begeisterung dafür hielt sich erst einmal in Grenzen. Dennoch ist dies für dem Rewe-Chef keine Entwarnung, im Gegenteil: „Amazon ist technologisch und finanziell sehr stark. Das ist eine richtige Kraftmaschine. Wer sie unterschätzt, macht einen Fehler.“