Deutsche Bahn: Im Fluss der Digitalisierung

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 24.10.2019

Transportkonzern will zum Betriebssystem aufsteigen

Momentan spürt Deutschland einen Umbruch der Digitalisierung im Bereich Transport. Da das Thema des weltweiten Klimas höchste Ordnung erlangt hat, lässt sich Deutschland immer weiter neue Transportmöglichkeiten einfallen oder setzt neue Ideen um – wie die Anschaffung der E-Roller.

Nun sieht sich die Deutsche Bahn unter Druck gesetzt und verkündet neue Ziele: ab 2021 können Kunden der Deutschen Bahn, statt den Fahrplan zu durchleuchten, einen bahneigenen Sprachassistenten befragen, so die Vorstandsfrau für Digitales der Deutschen Bahn, Sabina Jeschke. Vergleichbar sei der Assistent Amazons mit Alexa oder Apple mit Siri. Das System soll Semmi heißen, was bei vielen peinliche Erinnerungen weckt – denn dieser Assistent wurde bereits vor ein paar Monaten am Hauptbahnhof in Berlin getestet worden. Dabei wurden Fragen zweifelhaft bis gar nicht beantwortet. Laut Jeschke sei das schlechte W-Lan an den Eskapaden schuld gewesen. Wenn das System einmal funktionieren würde, soll es gut verlaufen, was eine eigene Umfrage zeigt. Insgesamt waren 74 Prozent von 17.000 Unterhaltungen positiv überrascht mit ihrer Auskunft.

Die amerikanischen Konzerne erhalten eine gewaltige Menge an Werten dank ihrer Assistenten. Somit können die KIs sich weiter entwickeln sowie die künstliche Intelligenz der Deutschen Bahn, sogar das Sprechen. Dabei erwähnt Jeschke, dass man mit Google Translate und einem spezialisierten Start-up Unternehmen zusammenarbeite. Außerdem müssen Synonym-Bibliotheken vorausgesetzt werden.

Deutsche Bahn vernetzt sich neu

Die Digitalisierung verschiedener Strukturen der Deutschen Bahn steht momentan an oberster Tagesordnung. Dazu gehört zum einen das Zusammenfassen aller Datenbänke, damit der Konzern mit den Technologiekonzernen mithalten kann. Geplant ist das Vorhaben bis 2030 umzusetzen – bis dato soll laut der Deutschen Bahn die Mobilität „hochintelligent“ sowie ein „Betriebssystem der Mobilität, eine Plattform“ sein.

Alle Bereiche sollen miteinander vernetzt werden, wobei Sensoren feststellen sollen, wenn beispielsweise ein Teil einer Kaffeemaschine dabei ist sich zu stark abzunutzen – woraufhin ein 3D-Drucker selbstständig für Ersatz sorgt.

Jeschke möchte zwar den Navigator so schnell es geht weiterentwickeln, will aber darauf achten, die Offenheit des Programms nicht untergehen zu lassen. So soll es einen guten Zugang für Drittanbieter geben. Die Frage ist jedoch dabei: Wie viel soll das Unternehmen preisgeben? – „Die Menschen wollen ihre Standardwege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen“, betont Jeschke. „Wenn wir da Mittelpunkt sein wollen, müssen wir diese Offenheit pflegen.“

Vergleichbar ist die momentane Lage, in der sich der bekannte Betriebshersteller Microsoft befand. Die Deutsche Bahn will sein Standbein als der größte Anbieter im Schienenverkehr manifestieren, indem eine Navigationsapp genutzt wird. Jedoch liegt das Hauptaugenmerkmal darauf, ein Betriebssystem zu werden. Noch vorher setzte die Softwarefirma ebenfalls auf gedeckte Systeme, damit das eigene Unternehmen einen Vorteil hat. Jedoch deutete der Vorstandvorsitzende Satya Nadella einen Strategiewechsel des Konzerns vor etwa vier Jahren an – indem öffentlich anhand einer Konferenz das Produkt iPhone der Konkurrenz Apple gelobt worden war und fortan Microsoft-Apps auf deren Betriebssystemen genutzt werden konnten.

Jeschke empfindet das offene Zusammenleben beider Parteien für vorteilhaft und arbeitet auf eine gemeinsame Plattform für die Mobilitätsbranche hin. Dabei geben Uber und Google große Bedenken, dass diese eher in Sachen Bahn, Bus, Leihräder sowie Carsharing in Erwägung gezogen werden. „Wir haben einen letzten Schuss, das jetzt noch zu schaffen, eine der letzten Möglichkeiten“, betont Jeschke. Momentan ist Google noch nicht dabei Tickets an Abnehmer zu verkaufen. „Ich kämpfe dafür, dass der Schuss nicht danebengeht.“