Erneute Manipulationsvorwürfe gegen Daimler

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 18.04.2019

60.000 SUVs sollen betroffen sein

Der deutsche Autohersteller Daimler steht erneut wegen der Manipulation von Abgaswerten bei Dieselautos unter Verdacht. Bei insgesamt 60.000 SUVs von Daimler sollen die Werte mit einem Computerprogramm auf dem Prüfstand gesenkt worden sein, obwohl der Ausstoß unverändert blieb. Nun ermittelt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gegen Daimler und hat ein formelles Anhörungsverfahren wegen Verdachts auf eine weitere „unzulässige Abschaltvorrichtung“ eingeleitet.

Betroffen davon sei das Modell Mercedes-Benz GLK 220 CDI mit der Abgasnorm 5. Ein Daimler-Sprecher bestätigte die Untersuchung des Modells aus den Baujahren 2012 bis 2015. Die Anzahl der betroffenen Fahrzeuge kommentierte er nicht – Daimler enthalte sich zunächst einer Bewertung des Vorgangs. Bereits im Herbst 2018 wurde das KBA auf die verdächtige Software-Funktion bei dem Motor OM 651 aufmerksam, so die „Bild am Sonntag“. Das Ergebnis weiterer Emissionsmessungen an einem GLK-Modell hatten den Verdacht bestätigt.

Die Software-Funktion aktiviert eine spezielle Temperaturregelung, welche den Kühlmittelkreislauf künstlich kälter hält und somit die Aufwärmung des Motoröls verlangsamt. Dadurch werden die Stickoxid-Werte auf dem Prüfstand fälschlicherweise unter dem gesetzlichen Grenzwert des Neuen Europäischen Prüfzyklusses (NEFZ) angezeigt. Im Straßenbetrieb setze diese Funktion hingegen aus und der Grenzwert liegt bei 180 Milligramm pro Kilometer.

Vergangenen Sonntag wurde von einem Unternehmenssprecher bestätigt, dass es eine Anhörung bezüglich der Sache gebe und Daimler den beschriebenen Sachverhalt prüfe. Mit dem KBA werden dazu bereits seit Monaten Gespräche geführt. Im April wolle der Konzern die in dem Verfahren verlangte Stellungnahme abgeben. Jedoch wurde betont, man kooperiere „vollumfänglich“ mit dem KBA.

Weiter wurde dementiert, dass Daimler die Programmierung der Kühlmittel-Funktion während der laufenden Software-Updates unbemerkt entferne. Die Updates sollen zu einem früher angekündigten Maßnahmenpaket für mehr als 3 Millionen Mercedes-Benz-Fahrzeuge gehören. Dabei erfülle Daimler den mit dem Verkehrsministerium und dem KBA vereinbarten Genehmigungsprozess. „Die Behauptung, dass wir mit der freiwilligen Service-Maßnahme etwas verbergen wollen, ist unzutreffend“, kommentierte der Sprecher.