Fusion zwischen FCA und Renault platzt

Autor: Marc Kloepfel
Datum: 07.06.2019

Fusion zwischen FCA und Renault platzt

Die geplante Fusion zwischen Fiat Chrysler (FCA) und Renault ist geplatzt. Da die Franzosen die Gespräche verschoben, zog FCA sein Angebot „mit sofortiger Wirkung“ zurück. Der italienisch-amerikanische Autohersteller erläuterte, die „politischen Voraussetzungen“ für eine Fusion seien in Frankreich derzeit nicht vorhanden.

FCA sei „fest überzeugt“ davon, dass der Zusammenschluss für beide Seiten von Vorteil gewesen wäre. FCA machte Renault Anfang letzter Woche sein Angebot – bei einer Zusage wäre der drittgrößte Autohersteller weltweit, mit jährlich rund neun Millionen produzierten Fahrzeugen, entstanden.

Der Vorschlag von Fiat Chrysler lautete, beiden Seiten jeweils die Hälfte der neuen Gesellschaft zuzuteilen. Die Führung von Renault war grundsätzlich offen für die Fusion. Jedoch stellte die französische Regierung die Bedingung einer Arbeitsplatz- und Standortgarantie in Frankreich. Der Staat besitzt rund 15 Prozent der Anteile von Renault und wollte auch im Vorstand der neuen Gesellschaft vertreten sein.

Überstürzte Entscheidung

Der Verwaltungsrat besprach am Dienstag und Mittwoch das Angebot von FCA. Laut Insidern war der Großteil des Führungsgremiums für den Zusammenschluss, jedoch wurde die Entscheidung Mittwochabend auf Drängen des französischen Staates vertagt, so der Konzern. Die französische Regierung warnte vor einer „überstürzten Entscheidung“.

Ausschlaggebend war das Anliegen des französischen Wirtschaftsministers Bruno Le Maire, die Entscheidung erst nach seiner Rückkehr von seiner Japan-Reise zu treffen. Bei dessen Besuch wollte Renault mit Partner Nissan über das Angebot sprechen. „Bei drei von vier Bedingungen konnten wir uns einigen. Was noch erreicht werden musste, war die ausdrückliche Unterstützung von Nissan“, so der Minister.

Weiter heißt es von französischer Seite, es gebe keinen Grund, das Angebot so hastig zurückzuziehen. FCA habe seit Beginn der Gespräche erheblichen zeitlichen Druck ausgeübt. Die Franzosen habe daraufhin klargestellt, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, jedoch hoffe man, „die Gespräche könnten in Zukunft fortgesetzt werden“.

Weitere schlechte Nachricht

Neben der gescheiterten Fusion muss Renault eine weitere schlechte Nachricht verkraften: Laut Le Maire werde in der Affäre um Ex-Manager Carlos Ghosn Anzeige erstattet. Der Staat müsse als Aktionär eines Unternehmens sicherstellen, dass dessen Führung gut funktioniere.

Renault entdeckte bei einer Tochtergesellschaft in den Niederlanden zweifelhafte Ausgaben in Höhe von rund elf Millionen Euro. Laut dem Renault-Verwaltungsrat handelt es sich dabei unter anderem um Kosten für Flugreisen von Ghosn. Auch die Niederlande überlegt, rechtliche Schritte gegen Ghosn einzuleiten.

Nach der Überprüfung der Tochtergesellschaften wurden ebenfalls Mängel hinsichtlich der finanziellen Transparenz und Verfahren zur Ausgabenkontrolle ersichtlich. Man sei auf „problematische“ Ausgaben innerhalb der letzten zehn Jahre gestoßen, so Nissan. Dabei handele es sich um Kosten für private Reisen, Geschenke und Spenden, deren Zweck unangemessen sei. Die Prüfung dauere noch an.