Hat Google Interesse an Tesla?

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 27.08.2018

Konkurrenz für Apple

Teslas Situation ist ein Auf und Ab. Negative Presse, Führungsprobleme und finanzielle Defizite. Viele Anleger haben Zweifel daran, ob Tesla als eigenständiger Konzern überhaupt existieren kann. Neben Apple werden bei der Suche nach einem vermögenden Partner auch immer wieder die Namen anderer großer Firmen genannt. Ein potenzieller Kandidat: Techgigant Google.

Google ist mehr als nur eine Suchmaschine

Die Konkurrenz im Bereich der Internetsuche wird immer geringer. Doch Google ist heute weitaus mehr als nur eine Suchmaschine. Die Gründung der Konzernholding Alphabet 2015 machte deutlich, dass Google vielmehr ein Mischkonzern ist, der sich in verschiedene Bereiche teilt.

So ist zum Beispiel auch das autonome Fahren ein Teil von Google. Mit seinem Tochterunternehmen Waymo testet Google seit fast vier Jahren selbstfahrende Autos auf den Straßen der USA. Im Fokus steht dabei jedoch nicht das Auto an sich, sondern viel mehr die dazu gehörigen Technologien. Das Unternehmen plant es daher auch nicht, eigene Autos auf den Markt zu bringen und setzt stattdessen auf eine Partnerschaft mit Fiat Chrysler. Der Autobauer stellt das Grundgerüst bereit, welches von Google mit der Software für Autonomes Fahren ausgestattet wird. Die wohl beste Lösung für beide Seiten, da Google sich so vollständig auf die Software konzentrieren kann. Fiat erhält durch die Partnerschaft Zugriff auf begehrte Innovationen.

Die Zielgruppe der autonomen Fahrzeuge ist jedoch begrenzt. Zwar präsentierten die Unternehmen 2017 eine Konzeptstudie eines Google-Mini-Vans, diese wurde jedoch nie realisiert.

Partnerschaft mit Tesla erfolgreicher als mit Fiat Chrysler?

Googles Situation könnte aber schon bald ganz anders aussehen, immerhin haben der Techgigant und Tesla ähnliche Interessen. Zudem bietet Tesla Google ein bestehendes Auto-Hardwaregeschäft mit verschiedenen Fahrzeugen für verschiedene Zielgruppen. Google hat das Wissen und das Geld. Mit CapitalG verfügt Google über einen großen Risikokapitalgeber, in dessen Portfolio Startups wie Lyft, Airbnb und glassdoor vertreten sind.

Mit Blick auf Waymo macht eine Investition in Tesla also wirklich Sinn. Besonders, weil das Unternehmen erst vor kurzem eine Bewertung von 175 Milliarden Dollar erhalten hat.

Bereits 2013 sollen Tesla und Google schon einmal über eine Übernahme des Autobauers verhandelt haben. Damals kam es auch zu einer Einigung – man vereinbarte einen Kaufpreis von sechs Milliarden US-Dollar und einigte sich zusätzlich auf Investitionen in die Fahrzeug-Produktion in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar. Zudem hätte Musk weiterhin als Chef agieren dürfen. Doch plötzlich kam es bei Tesla zu einem Absatzboom, durch den das Unternehmen nicht mehr auf die Hilfe Googles angewiesen war. Nachzulesen ist dies in der Biographie des Tesla-Chefs.

Nun steckt Tesla wieder in der Krise. Die Anleger warten auf Ergebnisse, bekommen stattdessen aber nur rote Zahlen zu Gesicht. Und auch wenn Tesla seinem Produktionsziel immer näher kommt, wird es noch lange dauern, bis das Unternehmen seinen Hoffnungsbringer, Model 3, am Markt etabliert hat. Mit den Investitionen von Google könnte dieser Prozess jedoch beschleunigt werden.

Mit Aufteilung von Verantwortung zum Erfolg

Und auch an anderen Stellen könnte sich Google positiv auf Tesla auswirken. Anders als Elon Musk wissen die Gründer von Google nämlich, dass es besser ist die Verantwortung für ein Unternehmen auf mehrere Personen zu verteilen. Daher holten sich Larry Page und Sergej Brin 2001 auch den Topmanager Eric Schmidt ins Boot. Und auch das Suchmaschinengeschäft haben sie abgetreten an Sundat Pichai.

Musk jedoch steht bei Tesla ganz alleine dar und ist sowohl CEO als auch Vorsitzender des Verwaltungsrates. Zudem leitet er die Unternehmen SpaceX, Boring Company und Neuralink. Unterstützung könnte Tesla also durchaus gut gebrauchen.

Auch ein anderes positives Argument spricht für die Partnerschaft von Tesla und Google: Im Vergleich zu Apple hat Google auf dem Gebiet des autonomen Fahrens die Nase vorn. Zwar arbeitet Apple seit einem Jahr im Geheimen auch an einem Autoprojekt, verfügt aber noch nicht über eine Hardwareplattform, wie es Google mit Fiat Chrysler bereits tut. Wenn es Apple jedoch schafft, das iOS-Betriebssystem in Tesla-Fahrzeug einzubauen, so würde das für Google und dessen Android-System einen großen Rückschlag bedeuten.

Erst Anfang der Woche gab ein Tesla Investor Tim Cook, Apple-Chef, den Rat sich so schnell wie möglich bei Tesla einzukaufen.