Im Falle eines harten Brexits verlässt Jaguar Land Rover Großbritannien
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 06.07.2018
„Ein schlechter Brexit-Deal würde Jaguar Land Rover jedes Jahr mehr als 1,2 Milliarden Pfund Gewinn kosten“
Jaguar Land Rover (JLR), größter Autohersteller Großbritanniens, schließt es im Falle eines harten Brexits nicht aus, die Insel zu verlassen. „Ein schlechter Brexit-Deal würde Jaguar Land Rover jedes Jahr mehr als 1,2 Milliarden Pfund Gewinn kosten“, gab Ralf Speth, Konzernchef, am Mittwoch bekannt. „Infolgedessen müssten wir unser Ausgabenprofil drastisch anpassen.“
In den letzten fünf Jahren soll das Unternehmen rund 50 Milliarden Pfund in Großbritannien investiert haben. Für die nächsten fünf Jahre waren bislang Investitionen in Höhe von 80 Milliarden Pfund geplant. „Dies wäre in Gefahr, sollten wir mit dem falschen Ergebnis konfrontiert werden“, warnte Speth. Allerdings ist ein kompletter Wegzug nur eine Option, wenn es wirklich gar keine andere Möglichkeit gäbe, „das Unternehmen zu retten“. Für das SUV-Modell Discovery hat JLR bereits vor einiger Zeit angekündigt, die Produktion zukünftig in die Slowakei zu verlegen. Für diese Entscheidung sei jedoch nicht der Brexit verantwortlich gewesen.
Der EU-Austritt Großbritanniens bereitet den Menschen auf den britischen Führungsetagen große Sorgen. Rund 75 Prozent der Finanzchefs sind dem Brexit gegenüber eher pessimistisch eingestellt. Sie machen sich große Sorgen, dass ihr Geschäftsfeld darunter leiden wird.
Bislang setzt die britische Premierministerin auf einen sanften Brexit. Die Probleme an der irischen Grenze sollen durch Importzölle gelöst werden. „Über die beiden vergangenen Jahre hinweg war die Wirtschaft geduldig“, erläuterte Adam Marshall, Chef des britischen Handelskammerverbandes BCC. Doch nun sei der Zeitpunkt gekommen, an dem das Fass überläuft.
Am Freitag will sich die britische Regierung auf einen Plan einigen, in dem die künftige Beziehung zur EU klar geregelt ist. Doch im Kabinett gibt es weiterhin Streit. Während die eine Seite mit Brüssel brechen will, hat die andere Seite es zum Ziel so eng wie nur möglich mit der EU und den dazugehörigen Institutionen verbunden zu bleiben.
Hauptpriorität für die Wirtschaft ist es, zu wissen wohin die Reise zukünftig gehen wird. „Weniger als neun Monate vor dem Brexit-Tag sind wir den Antworten, die Unternehmen brauchen, wenig näher als am Tag nach dem Referendum“, sagte Marshall. In einer hieß es, dass von einer BCC-Liste mit 24 extrem wichtigen Fragen bislang gerade einmal zwei beantwortet wurden.
Eine Vielzahl an Unternehmen denkt bereits über Alternativen zu Investitionen nach Großbritannien nach. So gaben beispielsweise Airbus, BMW und Siemens vergangene Woche bekannt, dass diese für das Schlimmste planen müssen, wenn in den kommenden Wochen kein vernünftiger Plan ausgearbeitet wurde.
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