Kanada bläst deutsches Windpark-Projekt ab

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 16.07.2018

53 Millionen Euro waren als Investitionsvolumen geplant

Der Doing-Business-Index beschreibt die Bedingungen, welche den Unternehmen in den jeweiligen Ländern zur Verfügung stehen um dort ihr Geschäft zu betreiben. In den Index fließt dabei alles von der Dauer der Genehmigungsverfahren bis hin zum Schutz von Investoren ein. Kanada belegt aktuell Platz 18 und liegt damit weit vor den Ländern Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz.

Doch es liegt ein Schatten auf der guten Platzierung Kanadas. In den letzten Tagen musste der Windparkbetreiber WPD feststellen, dass es gar nicht so einfach ist als Unternehmen in Kanada Fuß zu fassen. Das Unternehmen sieht den Grund für sein Scheitern in dem Regierungswechsel in der Provinz Ontario.

Die neue Provinzregierung gab am 10.Juli bekannt, dass sie ihre Priorität auf drei ausgewählte Punkte legt und einer davon ist es eben, das WDP Windpark-Projekt „White Pines“ einzustellen. Die Regierung kündigte zwar im Vorfeld der Wahl an, dass es keine Genehmigungen für neue Windparks mehr geben solle, dass jedoch bereits genehmigte Parks davon betroffen sind, gab man erst nach der Wahl bekannt.

Für die WPD ein großer Schock. Der Plan war es 29 Windturbinen zu errichten, im Genehmigungsprozess wurde diese Zahl auf neun gekürzt. Insgesamt liegt das Investitionsvolumen bei 53 Millionen Euro. Als Anlagenlieferant dient das deutsche Unternehmen Senvion. Der WPD-Kanada-Chef sagte, dass die Steuerzahler damit rechnen müssen, dass Kosten in Höhe von über 100 Millionen Kanadischen Dollar auf sie zukommen. Die neue Regierung ist der Meinung, dass sich Windparks negativ auf das Landschaftsbild auswirken.

„Wir arbeiten seit fast zehn Jahren an dem Projekt ‚White Pines‘. Alle notwendigen Genehmigungen liegen vor und sind bestandskräftig, der Netzanschluss ist gesichert, ein Einspeisevertrag für die Stromlieferung ist unterzeichnet und die Finanzierungsverträge sind abgeschlossen“, sagte Hartmut Brösamle, WPD-Vorstand, dem Handelsblatt.

„In unseren Augen war Kanada bislang ein Standort mit höchster Investitionssicherheit. Dass die neue Regierung von Ontario nun ein bereits genehmigtes Projekt, das kurz vor der Fertigstellung steht, verhindern will, hat uns sehr überrascht. Wir hoffen, dass die neue Regierung ihre Meinung noch ändert und uns den Vertrauensschutz gewährt, den alle Investoren in Kanada erwarten“, sagte Brösamle.

Doch WPD ist nicht das einzige Unternehmen, das von den Neuerungen betroffen ist. Finanziert wird das Projekt durch den KfW und die Stadtwerke München.