Trumps Handelspolitik verhindert US-Expansion von Kik

Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 13.07.2018

Start mit zu hohem Risiko verbunden

Überraschend hat der Textildiscount Kik nun seinen Start auf dem US-Markt gestoppt. Schuld daran soll die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump sein. „Wegen des aktuell schwierigen internationalen Umfelds und des drohenden Handelskrieges zwischen Amerika und China, aber auch zwischen Amerika und Europa wäre ein Start in den USA für uns derzeit mit einem zu hohen Risiko verbunden“, sagte Kik-Chef Patrick Zahn gegenüber dem Handelsblatt. Zunächst sollten zehn Kik-Filialen im Mittleren Westen eröffnet werden.

Das Unternehmen will sich nun weiterhin auf das Wachstum innerhalb Europas konzentrieren. „Wir werden stattdessen unsere ohnehin geplante weitere Expansion in Europa noch einmal beschleunigen“, kündigte Zahn an. Noch dieses Jahr sollen die ersten Geschäfte in Rumänien eröffnet werden. Zunächst sind zehn Läden geplant, bis zum Jahresende soll die Zahl sogar auf 20 steigen.

Um einiges wichtiger sind jedoch die folgenden Schritte. Zwischen 2019 und 2020 sollen in Bulgarien und Frankreich die ersten Filialen eröffnen. Vor allem der französische Markt steht dabei als Herausforderung im Fokus. Wohl auch ein Grund dafür, dass Kik sich vorerst gegen die USA entschieden hat. „Der US-Markt für sich ist bereits eine große Herausforderung. Darüber waren wir uns immer im Klaren“, räumt Zahn ein. Unter den jetzigen Umständen scheint die Herausforderung jedoch zu groß zu sein. Die drohenden Zölle würden uns voll treffen und unseren Vorteil im Einkauf weitgehend zunichtemachen“, erläutert der Kik-Chef.

Vergangenes Jahr sagt Zahn noch voller Selbstbewusstsein: „Wenn man die Entscheidung davon abhängig macht, wer Präsident wird, dann war die Entscheidung falsch.“ Bei einer erneuten Prüfung der Pläne kam man nun zu dem Entschluss das Projekt USA erst einmal hinten anzustellen.

Es ist zu vermuten, dass auch die schlechten Erfahrungen von Lidl in Amerika zu der Entscheidung von Kik mit beigetragen haben. Zahn hatte den amerikanischen Markt stets als chancenreich betitelt und ein großes Potential für das Projekt gesehen. Die Entscheidung trifft ihr daher besonders hart: „Ich bedauere das vorläufige Aussetzen sehr, weil ich immer noch davon überzeugt bin, dass das Konzept von KiK perfekt in den US-Markt passen würde.“

Anders als andere Unternehmen der Modebranche, befinden sich die Textildiscounter seit dem vergangenen Jahr voll und ganz im Wachstum. Die zum Segment dazugehörigen Unternehmen, NKD, Zeeman, Primark, Aldi und Lidl, verzeichneten in den letzten fünf Jahren einen Umsatzanstieg von etwa fünf Prozent und besitzen einen Anteil von neun Prozent am gesamten Textileinzelhandel.

Das niederländische Unternehmen Zeemann arbeitet am Ausbau seines Konzeptes in Deutschland und auch Tedi wächst immer weiter. Etablierte Händler wie Tchibo leiden sehr darunter.

Sogar Takko-Fashion ist nach einer angeschlagenen Phase wieder auf dem Erfolgskurs. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 1,3 Prozent verzeichnen, womit der Umsatz bei etwa 1,1 Milliarden Euro lag. Aktuell ist Takko im Besitz von rund 1800 Geschäften in 16 europäischen Ländern und will nun sogar noch 100 neue Läden eröffnen.

„Ich gehe davon aus, dass der Markt für Discount-Ketten und Off-Price-Konzepte in den nächsten Jahren weiter wachsen wird“, sagt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung in München. „Ein großer Teil der Mietverträge, die zurzeit in Shoppingcentern und anderen Einzelhandelsimmobilien abgeschlossen werden, entfällt auf Discount-Ketten“, weiß Stumpf.

Zeemann hingegen kündigte an, ab sofort jedes Jahr zwischen zehn und 20 neue Filialen in Deutschland eröffnen zu wollen. Und auch Primark plant neue Geschäfte an den Standorten Berlin, Bonn, Ingolstadt, Kiel, München und Stuttgart.

Doch es gibt auch eine andere, nicht ganz so positive Seite der Entwicklung: Durch die hohe Dichte des deutschen Marktes, ist es sehr schwer einen passenden Standort zu finden. Kik hat es sich zum Ziel gesetzt rund 350 weitere Filialen zu eröffnen, doch auch die Konkurrenz expandiert weiter und so wird es immer schwieriger ein verfügbares, geeignetes Objekt zu erwerben.

Aus diesem Grund, hat Kik-Chef Zahn auch seinen Fokus mit auf das Wachstum des Auslandsgeschäfts gesetzt. Der Textildiscount macht aktuell schon rund ein Drittel seines Umsatzes außerhalb von Deutschland. „Jedes Jahr ein neues Land“ lautet die Devise. Ziel ist es, die Zahl der europäischen Filialen von 3564 auf 5000 auszuweiten.

Vergangenes Jahr eröffnete Kik in Italien die ersten zehn Filialen. Dieses Jahr sollen diese um 25 bis 30 weitere ergänzt werden. „Mit der Entwicklung in Italien sind wir sehr zufrieden“, sagt Zahn. Die Standorte der italienischen Filialen sind alle sehr verschieden um damit die Bedürfnisse des Marktes auszutesten. Die Tests haben so zum Beispiel gezeigt, dass Filialen in Fachmarktzeilen an Ausfallstraßen besonders erfolgreich sind.

Eine Sache war bislang jedoch nicht verhandelbar: In allen Ländern bietet Kik das gleiche Sortiment an, aller höchstens die Größen können sich von Land zu Land unterscheiden. Diese hohen Stückzahlen im Einkauf, sind der einzige Weg dem Kunden diese enormen preislichen Vorteile zu bieten.

Bei einem Start in den USA jedoch hätte Kik seine Sortimentspolitik wohl nicht weiter durchziehen können. Laut Experten differenziert sich der Geschmack der Amerikaner sehr stark von dem der Europäer. Ein weiterer Punkt, der das Geschäft in Amerika wohl als schwierig dargestellt hätte und wohl nicht ganz unbeteiligt am frühzeitigen Rückzug war.