China und Norwegen bei Elektromobilität ganz vorne

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 16.07.2018

Studie des Forschungsinstituts „Center of Automotive Management“

Das Thema Elektromobilität stellt die Autobranche auf den Kopf. Während man in Deutschland eher wenige E-Autos auf den Straßen sieht, ist der Verkehr in China nahezu übersät damit. Laut einer Studie des Forschungsinstituts „Center of Automotive Management“ in Bergisch Gladbach, könnte das aber schon bald ganz anders aussehen. Vor allem die chinesischen Hersteller könnten den E-Auto-Markt hierzulande in Zukunft dominieren.

In den Top 20 der meistverkauften E-Modelle in China, ist Tesla mit seinem Model X auf Platz 19 der einzige ausländische Hersteller. Insgesamt wurden in der Volksrepublik in der ersten Jahreshälfte etwa 412.000 Elektroautos verkauft, 111 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der norwegische Markt spielt in der E-Auto-Liga ganz vorne mit. Hier wurden in der ersten Jahreshälfte 35.788 E-Autos verkauft; ein Anstieg von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

„China setzt sich als Leitmarkt der E-Mobilität zunehmend von den anderen automobilen Kernregionen wie Europa und den USA ab“, so Stefan Bratzel, Studienleiter. Doch sogar hier stiegen die Zulassungszahlen. In den USA stieg die Zahl der neu zugelassenen E-Fahrzeuge um 35 Prozent auf mehr als 117.000 Fahrzeuge an.

Und auch auf dem deutschen Markt gab es einen Zuwachs auf 33.917 Fahrzeuge, 51 Prozent mehr verglichen mit dem ersten Halbjahr 2017. Im globalen Vergleich stieg die der Marktanteil von E-Autos von 1,3 auf 1,8 Prozent. Reine Elektroautos sind dabei wesentlich beliebter als Plug-in-Hybride.

Parallel zum Anstieg der E-Autos ging die Zahl der neu zugelassenen Diesel-Fahrzeuge in Deutschland deutlich zurück. Im Juni lag der Diesel-Marktanteil lediglich bei 31,2 Prozent, also 16,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Die Zahl der Benziner hingegen stieg im gleichen Zeitraum enorm an.

Die Studie ergab zudem, dass es nicht die deutschen Hersteller sind, die die Innovationen im Bereich batterieelektrische Mobilität vorantreiben. Als Spitzenreiter gelten die Unternehmen Tesla, Renault, Nissan und General Motors. Und auch die chinesischen Anbieter BAIC, BYD und Dongfeng liegen weit vor den deutschen Unternehmen Daimler, VW und BMW.

„Deutschland ist mit seinen Herstellern bislang noch kein Leitanbieter der reinen Elektromobilität“, sagte Bratzel. Doch die Chancen stehen gut den Rückstand bis 2020 aufzuholen. In den kommenden Jahren jedoch erwarten die Experten nur eine moderate Wachstumsrate der E-Mobilität. 2020 soll die Marktdynamik jedoch ordentlich in Schwung kommen. In Deutschland und der EU soll es dann zu einem enormen Wachstum kommen – alleine schon, um die neuen CO2-Grenzwerte der EU einhalten zu können.

Mit seinen chinesischen Partnern will Volkswagen mehrerer Milliarden Euro in die Entwicklung von Elektroautos, autonomes Fahren und die Digitalisierung stecken. Der Wert der Investitionen soll laut VW bei ungefähr 15 Milliarden Euro liegen. Mit dem Geld sollen auch die Forschung an ganz neuen Technologien finanziert werden.

China ist auf dem Gebiet ein echter Vorreiter. Im Jahr 2025 sollen in China etwa 1,5 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert werden, die mit alternativen Antriebstechnologien laufen. Zudem sollen in den kommenden sieben bis acht Jahren Elektro- und Hybrid-Autos von VW, Audi, Skoda und Seat in Kooperation mit dem chinesischen Unternehmen JAC auf den Markt gebracht werden.