Konflikt zwischen Kaufland und Unilever verschärft sich

Autor: Marcus Schilling
Datum: 30.10.2018

Kampf bis ins Ausland ausgetragen

Das Handelsunternehmen Kaufland und der Konsumgüterhersteller Unilever liegen seit Juni im Clinch. Grund für den Streit sind Preise und Einkaufsbedingungen, über die seit dem Sommer verhandelt werden. Der Konflikt könnte sich noch über Monate hinweg ziehen und der Lebensmittelriese wird nun wohl den Kürzeren ziehen.

Da bisher keine Einigung getroffen wurde, hat Kaufland bereits rund 500 Markenartikel aus seinen 650 Märkten in Deutschland verbannt. Produkte von Langnese Knorr, Pfanni, Bertolli und anderen Marken werden nicht mehr in dem Supermarkt verkauft. Über den Grund werden die Kunden per Zettel im Regal informiert.

Eine schnelle Einigung zwischen Kaufland und Unilever scheint aktuell eher unwahrscheinlich. Es sei nicht auszuschließen, dass der Streit noch weit bis ins nächste Jahr laufen werde, so Ulli Gritzuhn, Chef von Unilever in Deutschland, Österreich und der Schweiz, gegenüber der WELT. „Ich kann nicht von weißem Rauch reden“, sagte Gritzuhn. Eine Kaufland-Sprecherin hingegen klingt versöhnlicher: „Wir stehen nach wie vor mit Unilever in Kontakt und sind offen für konstruktive Gespräche.“ Jedoch könne Kaufland im Wohle der Kunden „die drastisch erhöhten Einkaufspreise von Unilever nicht akzeptieren“.

Verhandlungen eskalieren immer häufiger

Immer mehr unversöhnliche Preiskämpfe ziehen sich durch die Nahrungsmittelindustrie. Grund dafür ist unteranderem eine Konzentration im deutschen Lebensmittelhandel. Die Supermarktketten Edeka, Rewe und Lidl machen zusammen einen Marktanteil von 60 Prozent aus. So haben sie bei den Verhandlungen mit den Herstellern über ihre Konditionen eine gewisse Machtposition.

Dadurch eskalieren die Verhandlungen seit kurzem sehr oft. Nun hat sich sogar die Europäische Union eingeschaltet und möchte gegen unfaire Handelspraktiken in der Lebensmittelversorgung vorgehen. Das heißt im Klartext, dass die Macht der Handelsketten reduziert werden soll.

Kampf bis ins Ausland getragen

Der Streit zwischen Kaufland und Unilever zieht besondere Aufmerksamkeit auf sich, da er „mit einer beispiellosen Schärfe ausgetragen wird“, so berichtet die WELT. Kaufland hat nämlich den Preiskampf bis zum Ausland ausgetragen und hat die Unilever-Produkte auch in Osteuropa aus dem Sortiment genommen – obwohl dort keine Preisverhandlungen bestehen. Dies hat sich noch keine Supermarktkette gewagt.

„Das ist eine neue Stufe bei derartigen Auseinandersetzungen und wird als Druckmittel gegen uns eingesetzt“, meint Gritzuhn. Kaufland ist einer der zehn größten Kunden des britischen-niederländischen Konzerns. Der eingebüßte Umsatz könnte sich innerhalb kürzester Zeit auf eine dreistellige Millionen-Summe belaufen.

Unilever kämpft nun aufgrund der Auseinandersetzung, aber auch um das Prinzip, denn Kaufland ist nicht der einzige Kunde, der in den Jahresverhandlungen hart ins Gericht geht. „Fast alle Lebensmitteleinzelhändler gehen mit der Erwartung und Forderung in die jährlichen Verhandlungen, dass die Preise sinken“, erläutert der Unilever-Chef. Dabei bestehen in Deutschland längst die niedrigsten Lebensmittelpreise in Europa und neben der Schweiz auch die höchsten Lohnkosten.

„Die dauerhafte Ausrichtung nur auf den niedrigsten Preis wird dazu führen, dass Investitionen ausbleiben und Jobs vernichtet werden“, so Gritzuhn weiter. Dafür macht er die Händler verantwortlich.

Die EU will Händlerallianzen zerschlagen

Die EU scheint die Handelsketten ebenfalls als Verantwortlichen zu sehen. Mit einer neuen Richtlinie sollen Lebensmittelerzeuger aus der Landwirtschaft oder Hersteller der Industrie vor der Macht der Einzelhandelsriesen geschützt werden. Im EU-Parlament wurden letzte Woche mehrheitlich neue Regeln für einen fairen Umgang zwischen den Handelsunternehmen und den Herstellern beschlossen. Ein Verhandlungsteam wird nun gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten eine Lösung suchen. Die neuen Regeln sollen insbesondere internationale Händlerallianzen zerschlagen. Große Genossenschaften, wie beispielsweise Edeka und Rewe, sind davon nicht betroffen.