Kuka-Chef nach chinesischer Übernahme entlassen

Autor: Thomas Wandler
Datum: 29.11.2018

Eine der größten chinesischen Übernahmen in Deutschland

Der Roboter-Hersteller Kuka hat nach der Übernahme von chinesischen Investoren Vorstandschef Till Reuter entlassen. Kuka gab in einer kurzen Börsen-Pflichtmitteilung bekannt, dass Reuter im Dezember aus dem Unternehmen ausscheiden werde. Finanzchef Peter Mohnen soll seinen Posten vorübergehend einnehmen. In einer Pressemitteilung richtete Andy Gu, Aufsichtsratsvorsitzender bei Kuka für Midea, Reuter seinen Dank für „seinen großen Einsatz“ aus. Er sei stolz darauf, in den letzten zehn Jahren ein „Teil von Kuka“ gewesen zu sein.

Eine unerwartete Maßnahme, denn Reuter setzte sich damals dafür ein, das Übernahmeangebot des chinesischen Hausgerätekonzerns Midea anzunehmen. Zudem wandelte Reuter Kuka von einem Sanierungsfall zu einer Vorzeigefirma für Robotik um. Das Unternehmen, was sich insbesondere in Fachkreisen und im Großraum Augsburg einen Namen gemacht hat, wurde schnell international bekannt.

Spannungen möglicher Grund

Daraufhin wurden Gerüchte bekannt, es herrsche Spannungen im Unternehmen zwischen den Deutschen und den Chinesen. Zuletzt sprach sich Reuter in Berlin für eine friedliche Übernahme aus China aus. Wenige Tage später folgte eine überraschende Meldung in den Medien: „Mögliche Veränderungen im Vorstand der Kuka Aktiengesellschaft“. Weiterhin wurde von „Gesprächen über die vorzeitige Beendigung der Vorstandstätigkeit von Herr Dr. Reuter“ zwischen Chefaufseher Gu und Reuter berichtet. Zu diesem Zeitpunkt fand ein Treffen des Aufsichtsrats noch gar nicht statt. Kurz darauf wurde bekannt gegeben, Reuter verließe das Unternehmen.

Zukunft des Unternehmens

Die weiteren Pläne für Kuka sind noch unbekannt. Jedoch wurde in der Investorenvereinbarung die Sicherung des Standortes und der Beschäftigung bis Ende 2023 festgehalten. Diese wurde von Reuter ausgehandelt, möglicherweise in Vorahnung auf das aktuelle Geschehen. Am Montag fand eine Mitarbeiterversammlung statt, welche von „Trennungsschmerz“ geprägt gewesen sei, so Betriebsrat Armin Kolb: „Es gab stehende Ovationen für den Vorstandschef, das kommt selten vor in Konzernen. Ich bin nicht nahe am Wasser gebaut, aber selbst mich haben die Emotionen gepackt“. Auch Kolb war von dem Ausscheiden Reuters überrascht, er habe im Kuka-Aufsichtsrat nichts davon mitbekommen.

Eine der ersten größten chinesischen Übernahmen

Die Übernahme von Kuka war eine der ersten großen chinesischen in Deutschland. Unter dem Stichwort „Made in China 2025“ soll der Staat laut der Süddeutschen Zeitung neue Pläne für die Industrie erstellt haben. Dabei soll man sich auf zehn Branchen fokussiert haben, unter anderem Autos und Züge, der Flugzeugbau, die digitalisierte Produktion sowie die Pharmaindustrie. Die Volksrepublik soll führend in allen Bereichen sein.

Bei politisch gewünschten Übernahmen hilft der Staat zudem finanziell aus. Rund 200 Übernahmen dieser Art fanden in den letzten vier Jahren in Deutschland statt. Noch 2016 wurde von Midea und Kuka versichert, Kuka bleibe Kuka und die Patente in Augsburg. Ob dies in Zukunft weiterhin besteht, bleibt abzuwarten.