Lidl Mutterkonzern gründet eigenes Abfallsystem
Autor: Marcus Schilling
Datum: 02.10.2018
Selbstorganisation der gesamten Entsorgungskette
Der Mutterkonzern des Discounters Lidl und der Supermarktkette Kaufland hat als erstes Handelsunternehmen ein eigenes duales System für Müll gegründet. Bereits im Sommer kaufte die Schwarz-Gruppe ein Entsorgungsunternehmen. Nun kann der Handelskonzern die gesamte Entsorgungskette selbst regeln. Von Konkurrent Aldi wurde bisher kein ähnliches Vorhaben bekannt gegeben.
Eine Firmensprecherin bestätigte die Gründung eines eigenen Müllentsorgungssystems. Details wurden jedoch nicht genannt. Momentan bezahlt Lidl für die Organisation und Entsorgung von Verpackungsmüll der Eigenmarke zwischen ca. 70 bis 80 Millionen Euro pro Jahr. Schätzungen zufolge verursacht der Discounter ein Zehntel des Verpackungsmülls im deutschen Handel.
Deutschland verfügt aktuell über neun duale Systeme, welche die Abholung, Sortierung und Verwertung von Abfall aus Industrie und Handel organisiert. Der größte Anbieter ist das Duale System Deutschland (DSD) und besitzt die Markenechte am Recyclingzeichen Grüner Punkt. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Branchenriese Remondis DSD übernehmen will.
Expansion auf dem Markt für Abfall
Mit der Gründung des dualen Systems „Pre Zero Dual Gmbh“ erweitert die Schwarz-Gruppe ihre Präsenz auf dem Markt für Abfall. Im Sommer erwarb die Gruppe den fünftgrößten privaten Entsorger in Deutschland, die Firma Tönsmeier aus Porta Westfalica. Nun kann die komplette Abfallkette selbst abgedeckt werden und der Müll selbst organisiert, abgeholt, sortiert und verwertet werden. „Das ist ein ganz neuer, großer Marktteilnehmer, der die ganze Branche gehörig unter Druck setzen wird“, so Branchenkenner.
Kaufland wird möglicherweise Kunde
Die „Pre Zero Dual GmbH“ soll voraussichtlich ab 2020 in Betrieb gehen. Zuvor müssen noch Behördengänge und weitere Absprachen für Zulassungen getätigt werden. Möglicherweise wird das duale System dann auch die Müllorganisation für Kaufland übernehmen. Bis Ende nächsten Jahres läuft anscheinend ein Vertrag zwischen Lidl und dem Unternehmen Interseroh aus Köln, welches bisher für die Entsorgung für Lidl zuständig war.
Grund dafür, die eigene Müllentsorgung selbst zu organisieren, ist eine Regeländerung, die ab dem nächsten Jahr in Kraft tritt und aktuellen Problemen am Müllmarkt vorbeugen soll. Eine „zentrale Stelle“ soll objektiv Daten zur Müllmenge von Händlern, Industrie und dualen Systemen erfassen. Somit möchte man verhindern, dass Systembetreiber schummeln und Kosten auf Konkurrenten abwälzen.
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