Lidl und der kostenpflichtige Rampenservice
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 31.08.2018
Test von „Expressrampe“ – Branche zweifelt
Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV) ist sich sicher: Der Schritt von Lidl ist ein „bemerkenswerter Vorstoß angesichts der derzeit knappen LKW-Ressourcen.“ Der Discounter-Riese Lidl testet seit kurzem im Wareneingang der Logistikzentren zwei optionale Zusatzangebote, was bei Speditionen und Transportunternehmen eine Menge Diskussionen anregt.
Aktuell werden diese Zusatzangebote an sechs von insgesamt 39 Logistikzentren, in den Städten Siek (Schleswig-Holstein), Rostock, Hamburg, Grünheide (Mark) sowie Großbeeren und Kremmen (Brandenburg) getestet. Laut eines Berichtes von Eurotransport sei das Ziel Lidls „den Transportdienstleistern eine flexiblere Möglichkeit zur Anlieferung an diesen Standorten und eine möglichst optimale Auslastung der Schichtzeit Ihres Fahrpersonals zu ermöglichen.“
Bei der kostenpflichtigen Zusatzleistung des Discounters handelt es sich um eine „Expressrampe“ sowie um die Entladung des LKW außerhalb der vorgeschriebenen Wareneingangszeiten. Die Kosten dieser „Expressrampe“ betragen pro Entladung noch zusätzlich 40 Euro. Das Unternehmen verspricht jedoch eine Abwicklung innerhalb von 90 Minuten. Über die Mercareon-Plattform soll die Buchung der Entladung bis fünf Uhr morgens am Anliefertag möglich sein. Nach Angaben des Unternehmens richtet sich die zweite Zusatzleistung vor allem an „Unternehmen, deren LKW aufgrund eines Staus nicht mehr pünktlich zur Rampe kommen“. Auch dieser Service könne bis fünf Uhr am Anliefertag gebucht werden – gegen eine Gebühr von rund 100 Euro extra. Durch den Service solle auch verhindert werden, dass zu spät gekommene LKW bis zum nächsten Morgen warten müssen.
Branche nicht begeistert
Obwohl es nach einem viel versprechenden Service klingt, sind die Reaktionen in der Branche alles andere als positiv. Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV) wirft dem Unternehmen vor, „für Dinge Geld nehmen, die eigentlich selbstverständlich sind“ und dass „Unvermögen an der Rampe als Normalzustand“ darzustellen.
Auch betroffene Speditionen äußerten sich neben den Verbänden zu dem Thema. Anthony Wandt, Geschäftsführer der Braunschweiger Spedition Wandt: „Nach der Diskussion um den Palettentausch und die Rampenabläufe ist diese Form der Zeitfensterbuchung das nächste Ärgernis.“
Lidl zeigt sich auf der anderen Seite eher zuversichtlich. So lautet es in einem Statement des Konzerns: Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass ein Bedarf und auch der Wunsch am Markt besteht, solche freiwilligen Sonderservices anzubieten. Wir befinden uns in der Pilotphase des Tests und sind daran interessiert, welche konkreten Angebote dem Transportmarkt eine effiziente Unterstützung bieten, und nehmen auch gerne Vorschläge auf.“
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