LOEWE stellt Betrieb ein

Autor: Thomas Wandler
Datum: 01.07.2019

Schließung 96 Jahre nach Firmengründung

Der deutsche Fernsehhersteller LOEWE stellt zum 1. Juli dieses Jahres seinen Geschäftsbetrieb 96 Jahre nach der Firmengründung ein. Dies wurde am Dienstagnachmittag bekannt gegeben. Laut Geschäftsführer Ralf Vogt müsse man den Geschäftsbetrieb „vorläufig bei geringster Kostenlast ruhend stellen“. Davon sind mehr als 400 Beschäftigte betroffen.

Ein Manager hatte den Angestellten zuvor noch Hoffnungen gemacht – jedoch wurden dem Unternehmen nun das notwendige Darlehen von den Gläubigern verweigert. „Leider konnten wir, anders als bei unseren Kunden und Lieferanten, den für eine Aufrechterhaltung des operativen Geschäftes erforderlichen Rückhalt in Form der Gewährung eines Massedarlehens bei unseren Sicherungsgläubigern nicht finden“, so Loewe-Geschäftsführer Ralf Vogt.

Insbesondere der Finanzinvestor Riverrock wird kritisiert, der mit einem Darlehen im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich seit einigen Jahren der wichtigste finanzielle Unterstützer von LOEWE ist. Laut IG-Metall-Chef Johann Horn warte Riverrock, bis „LOEWE endgültig ausgeblutet ist, um erst danach mit den Trümmern des Unternehmens Geld zu verdienen“.

Mit der Stillegung des Betriebs könne der Investor „für einen Neustart die Teile der Firma herauszupicken, die er möchte und den Mitarbeitern Verträge mit geringerer Entlohnung und schlechteren Arbeitsbedingungen vorlegen“, wirft IG Metall dem Investor vor. Eine derartige Strategie wurde von Riverrock bereits beim Küchenhersteller Alno verfolgt. Der Kreditgeber investierte 2017 nach Bekanntgabe seiner Insolvenz in das Unternehmen und führte das Geschäft mit deutlich weniger Mitarbeitern zu deutlich schlechteren Konditionen weiter.

Insolvenz bereits 2013

Eine Überraschung ist die Stilllegung des Geschäftsbetriebs nicht. Bereits 2013 meldete der Fernsehhersteller Insolvenz an und wurde im letzten Moment durch die Übernahme des Münchener Finanzinvestors Stargate Capital gerettet. Dieser brauchte kurz danach jedoch Unterstützung, um das Unternehmen über Wasser zu halten.

Erfolgreich wurde das Traditionsunternehmen nicht mehr. Mit vergleichsweise teuren und anspruchswollen Geräten deckte LOEWE einen Nischenmarkt in der Unterhaltungstechnik ab – während Fernseher immer billiger und besser wurden.

Die Verantwortlichen hatten die Lage bis zum Schluss schöngeredet. Anfang Mai musste LOEWE nach der Insolvenzanmeldung bei Gericht auch die Presse informieren. Das Wort „Insolvenz“ wurde jedoch kein einziges Mal verwendet. Stattdessen wurde ein optimistisches und überschwängliches Statement von Geschäftsführer Vogt abgegeben.