MediaSaturn: Stationärer Handel in der Krise

Autor: Thanh Duy Tran
Datum: 15.10.2018

Ceconomy krempelt Top-Management um

Veränderungen kommen auf das Top-Management von Ceconomy zu. Schon im September änderte das Unternehmen seine Erwartungen – eine genaue Erklärung gibt es dafür bisher nicht.

Innerhalb der letzten zwei Monate fiel der Wert des Unternehmens um insgesamt eine Milliarde Euro. Dadurch herrscht aktuell ein enormer Druck auf den Finanzvorstand Mark Frese. Bislang sei man noch zu keiner Entscheidung gekommen und es wäre durchaus möglich, dass die aktuelle Unternehmensspitze bestehen bleibt.

Erst am 25. Oktober sollten die vorläufigen Umsatzzahlen bekannt gegeben werden. Allerdings scheint das Unternehmen so weit von den Zielen abgewichen zu sein, dass die zuständigen Juristen dem Unternehmen eine sofortige Veröffentlichung empfohlen hatten. Gerechnet hatte Konzernchef Pieter Haas mit einem Vorsteuerergebnis von 460 bis 490 Millionen Euro, jetzt wird es lediglich bei 400 Millionen Euro liegen. Dieses Ergebnis wird das Unternehmen wohl in die Verlustzone bringen. Die genauen Zahlen sollen am 19. Dezember veröffentlicht werden.

Einige Anleger haben ihre Aktien aufgrund der schlechten Nachrichten sofort verkauft. Immerhin stürzte der Aktienkurs mehr als 20 Prozent ab. Teilweise lag der Wert pro Aktie unter 4,50 Euro. „Die Gewinnwarnung von Ceconomy ist peinlich. Sie zeigt, dass das Reporting nicht wirklich stabil ist“, sagt Christoph Vilanek, der CEO der Mobilfunkgesellschaft Freenet. Erst im Juni investierte das Unternehmen 277 Millionen Euro, mit dem Ziel der drittgrößte Aktionär von Ceconomy zu werden. „Für den Ceconomy-Vorstand wird es nach dieser Performance sehr schwer, das Vertrauen zurückzugewinnen“, sagte Vilanek und fügte hinzu: „Ich fürchte, dass es ohne personelle Konsequenzen nicht gehen wird.“

Schon vor über zehn Jahren kam es zu den Problemen bei Ceconomy. Media Saturn hatte zu wenig in den Internethandel investiert. „Online ist ein zusätzlicher Vertriebskanal, aber in unseren Märkten bekommt der Kunde viel mehr: Beratung, Möglichkeiten des Ausprobierens, sofortige Warenverfügbarkeit, breite Auswahl und Service“, sagte der damalige Konzernchef Roland Weise damals. „Die Volumina im Onlinehandel werden erheblich überschätzt“, ergänzte er. Unter dieser Fehleinschätzung leidet Media Saturn auch heute noch. Ganz besonders der Internetgigant Amazon bereitet dem Unternehmen Sorgen.

Die Zeit hat gezeigt, dass viele Filialen nicht gleich wirtschaftlichen Erfolg bedeuten. Viel mehr ist das Gegenteil der Fall: Gerade wegen ihrer großen Verkaufsflächen befindet sich MediaSaturn aktuell in der Krise.
Ein gutes Beispiel dafür, wie schädlich eine große Zahl von Verkaufsflächen sein kann, ist Schlecker. Das Unternehmen eröffnete zeitweise täglich neue Läden. Der Gedanke dahinter: Steigender Umsatz bringt niedrige Kosten, was bedeutet, dass das Geschäft sich profitiert. Dies funktioniert jedoch nur, wenn dabei auch an strukturellen Schwächen und Managementfehlern gearbeitet wird. Bei Schlecker war das nicht der Fall.

Durch den Onlinehandel sind immer mehr Handelsketten von Problemen dieser Art betroffen. Vor allem in der Textilbranche haben viele Unternehmen falsch mit der Anzahl ihrer Filialen kalkuliert. Immer weniger Kunden kommen in die Läden, wodurch sich die Ladenfläche vom Kapital zum Ballast wandelt.

Auch wenn Onlinehändler wie Zalando oder Amazon Filialen eröffnen, so bedeutet das jedoch nicht, dass der stationäre Handel ein Comeback feiert. Vielmehr dient er als eine Art Showroom, der Kunden die Chance gibt Produkte live zu erleben und so einen besseren Eindruck zu bekommen.

Genauso sieht die Zukunft von Media Markt und Saturn aus, wenn die Unternehmen auf lange Sicht überleben wollen. Die Ladenlokale müssen als attraktive Bühne für die Produkte der Hersteller funktionieren. Kombiniert man dieses Konzept mit Beratung und Service, so werden auch die Kunden wieder Gefallen an den Geschäften finden. Immerhin gibt es hier die persönliche Hilfe und die Informationen zu den Produkten, die das Internet einem nicht geben kann.