Metro findet Käufer für Real-Märkte
Autor: Marcus Schilling
Datum: 10.05.2019
Einzelhandelsspezialist Redos übernimmt alle Filialen
Die Metro hat wohl nun endlich einen Interessenten für die zum Verkauf stehende Einzelhandelskette Real gefunden. Die Warenhauskette gab bekannt, offiziell in Verhandlung mit dem Immobilien-Investor Redos zu stehen.
Dieser soll Real ganz mit den insgesamt 279 Filialen übernehmen. Jedoch behalte die Metro weiterhin einen Mindestanteil von rund 25 Prozent am operativen Geschäft. Weitere Auskünfte wolle Metro-Chef Olaf Koch diesen Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das zweite Quartal geben.
Weitervermieten oder -verkaufen?
Redos leitet ein Konsortium, zu dem weitere Immobilienfirmen, wie ECE und Morgan Stanley Real Estate, gehören. Redos hat außerdem zahlreiche Kontakte im Einzelhandel und vermietet bereits einige Real-Märkte. Demnach denken Branchenkenner, das Konsortium wolle die Real-Märkte vermieten oder verkaufen.
Das Konsortium soll insbesondere an den Immobilien-Standorten in Stadtnähe interessiert sein. Unattraktiver für Redos ist der Betrieb der großflächigen Supermärkte. Daher könnte das Real-Management nach der Übernahme das Geschäft weiterhin leiten.
Laut der Mitteilung von Metro wolle Redos zum einen Geld investieren, zum anderen jedoch auch eine „Anpassung des Filialnetzes“ vornehmen. Einige Filialen könnten demnach auch geschlossen werden. Die Gewerkschaften sind alarmiert und befürchten eine Zerschlagung der Einzelhandelskette. Der Geschäftsführer von Redos, Oliver Herrmann, wolle jedoch „bei Standortabgaben“ darauf achten, „dass die Mitarbeiter übernommen werden“.
Keine Mitgift für Real
Laut der Vereinbarung muss Metro für Real nicht draufzahlen, da sich „ein vorläufiger Mittelzufluss“ von einer halben Milliarde Euro zugunsten der Metro ergibt. Weiterhin ist Metro dazu verpflichtet, 385 Millionen Euro in der Halbjahresbilanz abzuschreiben. Die Real-Immobilien hatten zuletzt einen Wert von rund 900 Millionen Euro.
Die näheren Details müssen noch verhandelt sowie vom Vorstand und Aufsichtsrat der Metro genehmigt werden. Auch die Kartellbehörden müssen der Übernahme zustimmen, insbesondere wenn einzelne Real-Märkte an Einzelhändler weiterverkauft werden. Beispielsweise zeigte Kaufland Interesse an der Übernahme von rund 100 Märkten: Schwarz-Chef Klaus Gehrig war der Einzige, der offizielles Interesse an Real verkündete.
Vertragsabschluss im Sommer
Voraussichtlich soll im Sommer 2019 nach einer ausführlichen Prüfung der Bücher der Vertrag abgeschlossen werden. Real erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von etwa sieben Milliarden Euro und verfügt über 34.000 Mitarbeiter. Der Großteil davon ist mit Tarifverträgen beschäftigt.
Laut Metro-Chef Koch trenne man sich von Real, um sich mit der Metro komplett auf das Großhandelsgeschäft mit Lebensmitteln fokussieren zu können. Koch gab letztes Jahr im September bekannt, die SB-Warenhauskette im Paket verkaufen zu wollen.
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