Opel zu Rückruf von Diesel-Fahrzeugen gezwungen

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 17.10.2018

Rund 100.000 Fahrzeuge betroffen

Opel muss nun im Rahmen der Diesel-Affäre rund 100.000 Diesel-Autos in die Werkstätten rufen. Grund dafür ist der Verdacht, dass der Autobauer Fahrzeuge mit illegalen Abschalteinrichtungen verkauft haben soll. Durch die Softwareprogramme wird auf dem Prüfstand die einwandfreie Funktion der Filter angezeigt, trotzdem verursachen die Autos im normalen Fahrbetrieb auf der Straße mehr Stickoxide als erlaubt. Dabei ist es das Ziel, eine weniger aufwändige und teure Reinigungstechnik in die Fahrzeuge zu installieren. Bislang ist Volkswagen der einzige Autobauer, der eine derartige Manipulation zugegeben hat.

Zudem soll Opel ein Steuerprogramm implementiert haben, welches die zusätzliche Stickoxid-Reinigung der Abgase bei hohen Drehzahlen und in einem breiten Bereich von Außentemperaturen nach unten drückt. Laut Opel sei diese Technik notwendig für den Schutz von Motorbauteilen: „Das Unternehmen bekräftigt, dass seine Fahrzeuge den geltenden Vorschriften entsprechen“, so Opel. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun aber in einem Betrugsfall gegen Opel.

Bereits 2016 wurde eine Einigung zwischen der Bundesregierung und dem Autobauer auf ein freiwilliges Software-Update für betroffene Autos getroffen. Da diese jedoch nicht schnell genug vonstattenging, ist die Geduld des Verkehrsministers Andreas Scheuer (CSU) nun wohl am Ende. So wurden jetzt mindestens 95.000 Fahrzeuge der Euro-6-Modelle von Zafira, Cascada und Insignia aus den Baujahren 2012 bis 2017 zurückgerufen.

Bei einem Werkstattbesuch soll die Motorsteuerung der Fahrzeuge angepasst werden. Diese Upgrades soll es für jeden Hersteller für 6,3 Millionen Autos als „freiwillige Serviceaktion“ geben. Opel ist durch den Rückruf nun dazu gezwungen. Jedoch sind die Auswirkungen des Eingriffes umstritten und schwer zu ermitteln. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hält die Messergebnisse über die Wirksamkeit der Updates geheim. Laut der Deutschen Umwelthilfe sollen die Fahrzeuge nicht viel weniger oder teilweise sogar mehr Schadstoffe ausstoßen sowie mehr Sprit verbrauchen.

Folgen für Opel

Unter dem „amtlichen Rückruf“ zahlreicher Fahrzeuge wird vor allem Opels Image leiden. Die betroffenen Verbraucher bekommen den Eindruck, dass sie in einem unsauberen Auto sitzen. „Rückrufaktionen werden nur bei erheblichen Mängeln für die Verkehrssicherheit oder Umwelt ausgelöst“, so das KBA auf seiner Website zu Rückrufen. Weiterhin scheint die Bundesregierung dem Autobauer nicht zu vertrauen, seine Kunden in ausreichender Zahl von dem freiwilligen Update zu überzeugen. Daher der amtliche Rückruf, der verbindlich ist.

Zudem herrschen in dem Unternehmen aktuell sowieso Spannungen: Um die Rendite zu steigern, nimmt Mutterkonzern Peugeot (PSA) momentan Verschlankungen vor und reduzierte die Produktion, denn der Absatz wackelt seit Jahren.

Andere betroffene Hersteller

Zuletzt war Daimler von der Verschärfung der Rückrufpolitik betroffen. Im August 2018 musste der Autobauer 280.000 Diesel-Fahrzeuge in Deutschland und 690.000 in Europa aufgrund unzulässiger Abschalteinrichtungen zurückrufen. Davon sind die Varianten des Vito, der C-, E- und S-Klasse sowie der SUVs, GLC, GLE und GLE betroffen.

Auch Volkswagen gab Ende 2015 einen Rückruf für 2,4 Millionen Autos mit kleinen und mittelgroßen Motoren bekannt. Autobauer Audi, der bisher nicht im Mittelpunkt des Skandales stand, wurde ebenfalls zu einem Rückruf verdonnert: Im Januar 2018 wurden die Modelle A4, 5, 6, 7, 8, Q5, SQ5 und Q7 mit 3.0 Liter-Dieselmotoren Euro 6 in die Werkstatt gerufen. In Deutschland handelt es sich dabei um rund 77.600 Fahrzeuge, weltweit um insgesamt 127.000.