Problematische Fusion der Warenhäuser Kaufhof und Karstadt

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 28.08.2018

Deal könnte aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten platzen

Die Fusion der beiden Warenhäuser Galeria Kaufhof und Karstadt steht erneut vor einem Problem. Zwischen den Eigentümern der beiden Einkaufscenter wurde immer noch keine Einigung getroffen. Grund dafür sei laut beiden Parteien, dass durch die Ferienzeit die zuständigen Mitarbeiter der beteiligten Banken im Urlaub seien. Laut einem Brief der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) steht die Fusion noch vor einer ganz anderen Hürde.

HBC steht vor finanziellen Problemen

In dem Schreiben verpflichtet die LBBW den kanadischen Kaufhof-Eigentümer Hudson`s Bay Company (HBC) dazu, bis zum 30. September die vor drei Jahren vereinbarten Kreditbedingungen zu erfüllen. Falls dies nicht passiert, kann die LBBW den Kredit in Höhe von 1,34 Milliarden Euro zurückfordern und die HBC müsste das Geld zurückzahlen. Das kanadische Unternehmen steht momentan ohnehin schon vor finanziellen Problemen und ist vermutlich nicht zu der Rückzahlung fähig. Bis HBC den Kreditbedingungen nicht nachkommen kann, ist die geplante Fusion ungewiss.

Die Zusammenlegung der beiden Kaufhäuser erfolgt unter der Deutsche Warenhaus AG, welche nach Geschäftsabschluss aus 34.000 Mitarbeitern und rund 200 Kaufhäusern besteht. Nach dem spanischen El Corte Ingles wäre der Zusammenschluss der zweitgrößte Warenhauskonzern in Europa.

Ein Grund für die Fusion ist, dass Kaufhof und Karstadt aufgrund des wachsenden Online-Handels stetig Umsatz einbüßen. Im Vordergrund stehen bei dem Deal jedoch Immobilien. Nachdem HBC Kaufhof vor rund drei Jahren übernahm, wurde der Kauf von 41 der insgesamt 96 Kaufhof-Gebäuden von einem Konsortium im Rahmen der LBBW finanziert. Dabei handelte es sich um ein Darlehen von 1,34 Milliarden Euro. Zweimal im Jahr wird überprüft, ob die HBC die Kreditvereinbarungen einhält. Dies ist nun nicht der Fall.

Vermehrt rote Zahlen bei Kaufhof

Bei der Beurteilung durch die Banken steht vor allem die Geschäftsentwicklung Kaufhofs im Fokus. HBC versprach den Banken Gewinne, kann jedoch nur mit roten Zahlen aufwarten. Im letzten Geschäftsjahr zum 31. Januar stieg der Verlust inklusive aller Anwendungen von minus 88 Millionen Euro auf minus 98 Millionen Euro. Der zins- und steuerbereinigte Verlust, Ebit genannt, wuchs gleichzeitig von minus 79 auf minus 86 Millionen Euro. Aufgrund dieser Zahlen ist die HBC höchstwahrscheinlich unfähig, die Kreditbedingungen zu erfüllen. Die LBBW wolle sich nun nicht weiter vertreten lassen und stellte das Ultimatum Ende September. Dann könnten auch weitere Banken ihre Kredite zurückfordern.

Geschäftsführung sichert sich bereits rechtlich ab

Die Geschäftsführung von Kaufhof hat sich bereits rechtlich abgesichert und die renommierte internationale Insolvenzverwaltung White & Case engagiert. Dabei wird das Management von dem Anwalt Biner Bähr beraten, der langjährige Erfahrung mit Warenhäusern aufweist und seine Mandanten schön öfters vor dem Risiko der Insolvenzverschleppung rettete.

Keine genaue Zahl der Schulden bekannt

Der österreichische Eigentümer von Karstadt und Immobilienunternehmer René Benko hat trotz den Schwierigkeiten großes Interesse an den Kaufhof-Gebäuden. Obwohl sich die Verhandlungen nun schon über Wochen erstrecken, ist die genaue Höhe der Schulden von Kaufhof immer noch unbekannt. Selbst das scheint Benko verkraften zu können. Der schlimmste Fall wäre für ihn eine Insolvenzanmeldung seitens Kaufhof. Dann würde das Warenhaus höchstwahrscheinlich aufgeteilt und an unterschiedliche Bieter verkaufen werden. In diesem Falle würden für Benko weniger Immobilien verbleiben, als bei einer Fusion.