Rekordzahl der Übernahme deutscher Firmen steigt
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 26.05.2017
Käufer aus den USA, Europa und China übernahmen 873 deutsche Firmen im letzten Jahr
Immer mehr deutsche Firmen geraten in das Visier ausländischer Käufer. Dazu gehören prominente Unternehmen wie der Maschinenbauer Krauss-Maffei, der Pharmakonzern Stada und der Roboterhersteller Kuka, der an den chinesischen Investor Midea ging. Im vergangenen Jahr haben vor allem Käufer aus den USA, Europa und China die Rekordzahl von 873 deutschen Firmen übernommen, wie die Zahlen der Beratungsgesellschaft PwC zeigen. Das entspricht im Gegensatz zum Vorjahr einem Plus von 20 Prozent. Ein Ende sei nicht in Sicht, meint PwC-Partner Steve Roberts. „Wir haben einen starken Jahresauftakt gesehen und dürften den Höchststand vom vergangenen Jahr noch übertreffen“. Viele Firmen hätten sich lange mit Zukäufen zurückgehalten und nun viel Bargeld angesammelt.
Zugenommen haben auch die Käufe durch Private-Equity-Gesellschaften, Finanzinvestoren, die Firmen übernehmen um sie mit Gewinn weiter zu veräußern. Rund jeder dritte Kauf deutscher Firmen entfiel 2016 auf die Beteiligungsgesellschaften. „Die meisten setzen auf Unternehmen aus der Industrie, also das ökonomische Herz Deutschlands“, sagt Roberts. Für sie sei die Bundesrepublik „ein natürlicher Zielmarkt“.
Selbst hohe Preise für Firmen schreckten nicht ab, sagt Franz-Robert Klingan von der Barterfirma Bain. „Finanzinvestoren weltweit haben fast 1,5 Billionen Dollar freie Mittel, die angelegt werden müssen.“ Und dank Niedrigzinsen sind selbst Milliarden-Kredite relativ leicht zu finanzieren. Vor allem die chinesischen Einkäufer steigen hierzulande in milliardenschwere Geschäfte ein. Sie haben ihre Investitionen laut der Beratungsfirma EY 2016 fast verdreifacht und sich an über 300 Firmen beteiligt.
Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte schon beim Verkauf Kukas vor einem Ausverkauf deutschen Technologiewissens. Gemeinsam mit Frankreich und Italien forderte die deutsche Regierung von der EU Regeln, um einzelne Übernahmen zu verhindern. Der Bundesrat hat sich für einen besseren Schutz deutscher Firmen vor chinesischen Käufern ausgesprochen.
Der PwC-Experte Robert erläutert die Käufe: „Investoren aus China werden schon lange skeptisch beäugt, haben sich aber als ernsthafte Käufer erwiesen. Viele Mittelständler haben sich seit dem Kauf durch chinesische Investoren gut entwickelt.“
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