Rückruf bei Daimler – 774.000 Autos sind betroffen
Autor: Duran Sarikaya
Datum: 14.06.2018
Modelle mit verbotenen Abschalteinrichtung der Abgasanlagen ausgestattet sein
Nun wurde bekannt, dass Daimler mit einem Massenrückruf europaweit 774.000 Autos umrüsten muss. Dies hat ein Treffen zwischen Andreas Scheuer, Verkehrsminister, und Dieter Zetsche, Daimler-Chef am vergangenen Montag in Berlin ergeben.
Betroffen davon sind Autos der Modelle Vito, GLC und einige Limousinen der C-Klasse. All diese Modelle sollen laut Kraftfahrt-Bundesamt mit der verbotenen Abschalteinrichtung der Abgasanlagen ausgestattet sein. Rund 238.000 deutsche Autos sind davon betroffen.
„Daimler erklärt darüber hinaus, dass mit maximalem Abarbeitungstempo und in kooperativer Transparenz mit den Behörden die vom Bund beanstandeten Applikationen in der Motorsteuerung beseitigt werden“, gab das Ministerium am Abend bekannt. Daimler hingegen wird nun laut eigenen Angaben erst einmal Widerspruch gegen den Rückruf einreichen. „Offene Rechtsfragen werden noch im Widerspruchsverfahren geklärt“, so Daimler. Das verschiebt den Rückruf jedoch nicht.
Schon seit Ende Mai verhandelten Zetsche und Scheuer über Anzahl und Ausmaß des Rückrufs. Daimler betonte immer wieder dass es sich in Sachen Motorsteuerung um eine andere „Rechtsauffassung“ handle. Beim „Vito“ hatte Daimler die Feststellung des KBA bereits abgewiesen. „Die Funktionen sind Teil eines komplexen Abgasreinigungssystems, das eine robuste Abgasreinigung bei unterschiedlichen Fahrbedingungen und über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs sicherstellen soll“.
Der Rückruf trifft das Image von Daimler stark: Als 2015 der Abgasskandal bei Volkswagen bekannt wurde, distanzierte sich Zetsche zügig von den Wolfsburger Kollegen. Er betonte, dass Daimler bei seinen Dieselmotoren weder betrogen noch manipuliert habe.
Sollte nun offenbart werden, dass es sich bei dieser Aussage um eine Lüge handelt, dann wären das Image und die Position des Konzernchefs extrem beschädigt. Am Montag ließ er allerdings verlauten, dass das von Verkehrsminister Scheuer angedrohte Ordnungsgeld in Höhe von 5000 Euro pro Fahrzeug aus dem Gespräch sei.
Die Zahl der eventuell manipulierten Autos steigt von Woche zu Woche weiter an. Schon fünf „unzulässige Abschaltfunktionen“ sollen bei den Daimler-Modellen bereits gefunden worden sein. Die Behörde vermutet, dass ein Großteil der neueren Euro 6 Dieselflotte mit den Software-Funktionen ausgestattet sein sollen, was fast eine Millionen Fahrzeuge betreffen würde.
Die Beschäftigten sind durch die Vorwürfe beunruhigt. „Ihre größte Sorge ist, dass rund um das Thema Abgas noch viel mehr auf den Tisch kommen könnte als bisher bekannt“, so Wolfgang Nieke, Betriebsratsvorsitzender des Motorenwerkes Untertürkheim.
„Wir erleben in allen Werken derzeit deutlich, dass mit jeder neuen Nachricht das Vertrauen abnimmt. Die Belegschaft ist sich nicht mehr sicher, ob sie den Erklärungen, dass es bei Daimler keine Defeat Devices gibt, noch länger glauben kann“, sagte Nieke.
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