Beschaffungsmarkt Mexiko – Mehr als nur Siesta!

Mexiko als Produktionsstandort und Beschaffungsmarkt

Waren im Wert von 409,5 Milliarden US-Dollar hat Mexiko im Jahr 2017 exportiert. Damit verpasst es mit Platz 12 nur knapp die Top 10 der größten Exportländer weltweit. Grund dafür ist die kontinuierlich stärker werdende Position Mexikos als Produktionsstandort der Automobilindustrie. Die Liste deutscher Automobilhersteller mit Produktionsstandorten im südamerikanischen Niedriglohn-Paradies ist lang und hochkarätig: BMW, Volkswagen, Audi und auch Daimler planen oder nutzen bereits Werke in Mexiko, mit sechsstelligen Produktionskapazitäten. Doch das Land ist mehr als nur ein attraktiver Produktionsstandort. Große Konzerne gleichermaßen wie mittelständische Unternehmen setzen zunehmend auf die Beschaffung in Mexiko. Womit hängt dies zusammen und was hat der Markt dort anderen Beschaffungsmärkten voraus?

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Investitionen tragen Früchte

Tatsächlich durchlebt Mexiko schon seit einigen Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung hinsichtlich Infrastruktur, Bildungsniveau und Effizienz. 2014 kündigte die mexikanische Regierung an, über einen Zeitraum von vier Jahren Investitionen in Höhe von 420 Milliarden Euro in die Infrastruktur des Landes stecken zu wollen. Geförderte Projekte dienten unter anderem dem Straßenbau, der Modernisierung von Flughäfen oder auch dem Ausbau des Schienennetzes. Davon profitieren nicht nur produzierende Unternehmen in Mexiko. Auch die Effizienz von mexikanischen Herstellern und Lieferanten steigt, was für beschaffende Unternehmen wiederum Kostenvorteile bedeuten kann. Wer in Mexiko produzieren möchte, kann sich einem in den letzten Jahren stark angestiegenen Bildungsniveau erfreuen. Die Arbeitslosenquote des US-Nachbars wird aktuell auf 3,5 Prozent geschätzt, was nicht zuletzt den hohen Investitionen in die Bildung seiner Bürger zu verdanken ist. Auch ein Wirtschaftswachstum von 2,91 Prozent (2016) bestätigt Mexikos Stand als wirtschaftlich stabiles Produktions- und Beschaffungsland.

Mineralien- und Gütervielfalt

Ein weiteres Markenzeichen des Landes ist die hohe Rohstoff- und Produktvielfalt, welche beschaffenden Unternehmen zur Verfügung steht. Beispielhafte in Mexiko aufzufindende Rohstoffe sind Erdöl, Erdgas, Platin, Silber, Gold oder Diamant. Das Land gehört weiterhin zu den größten Metallerzproduzenten der Welt. 2016 war Mexiko der weltweit größte Produzent von Silber, was die Relevanz von Bergbau und Mineralien in Mexiko hervorhebt. Doch auch das Warensortiment mexikanischer Lieferanten kann sich sehen lassen: Während den Großteil der Exportgüter Autos und Fahrzeugteile ausmachen, verzeichnen auch Computer und Telefone einen hohen Anteil an mexikanischen Exporten. Hinzu kommt, dass durch die starke Automobilindustrie eine Vielzahl hochwertiger Lieferanten in Mexiko ansässig sind. Diese Lieferanten wiederum können auch für Unternehmen außerhalb der Automobilbranche interessant werden. So können Unternehmen mittels Lokalisierung profitieren.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Seit 1994 besteht das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) zwischen Mexiko, Kanada und den USA. Für in Mexiko produzierende Automobilhersteller bedeutet dies enorme Vorteile beim Export in die Staaten. Allerdings befinden sich die drei Parteien des Abkommens zurzeit in von den USA geforderten Neuverhandlungen, welche Mexiko, abhängig vom Ergebnis, langfristig schaden könnten. Gleichzeitig verhandelt die Europäische Union (EU) mit Mexiko über ein erneuertes gemeinsames Freihandelsabkommen, welches den zollfreien Handel fast aller Güter zwischen Mexiko und der EU erlauben würde. In letzteren Verhandlungen soll vor kurzem ein Durchbruch erzielt worden sein, was insbesondere aufgrund des Drucks durch US-Präsident Donald Trump wichtig wäre. Denn sollte dieser seine Strafzölle ausweiten, könnte ein großes Freihandelsabkommen zwischen Mexiko und der EU helfen, entstehende Verluste aufzufangen.

Beschaffung auch mit Risiken verbunden

Wer Mexiko langfristig in seine Beschaffungsaktivitäten einbinden möchte, sollte sich auch der damit verbunden Risiken bewusst sein. So gilt insbesondere der Süden des Landes als besonders erdbebengefährdet. Nicht selten wird die Region, inklusive großer Metropolen wie Mexiko-Stadt, von starken Erdbeben erschüttert. Dieser Umstand gefährdet das Leben der Menschen vor Ort und stellt für Unternehmen auch ein Versorgungsrisiko dar. Ein weiterer Risikofaktor lebt direkt nebenan und heißt Donald Trump. Die bilateralen Beziehungen zwischen Mexiko und den USA leiden unter dem republikanischen Präsidenten, welcher bereits den Bau einer Mauer forderte, die Aufkündigung des NAFTA-Abkommens androhte sowie Warnungen gegenüber Mexiko-Investoren aus der Automobilindustrie aussprach. Wie konsequent diese Maßnahmen künftig umgesetzt werden, bleibt jedoch abzuwarten.

Fazit

Mexiko birgt für Unternehmen sowohl als Produktionsstandort wie auch als Beschaffungsmarkt enorme Potenziale. Diese Potenziale zu heben, stellt allerdings eine große Herausforderung dar. Unternehmen ohne Mexiko-Vorwissen sollten dies nicht alleine angehen. Für europäische Unternehmen bietet es sich an, einen etablierten Partner in Mexiko zu suchen, welcher sich im Markt auskennt und die politischen sowie wirtschaftlichen Entwicklungen einschätzen kann. Trotzdem ist ein funktionierendes Risikomanagement wichtig, um potenziellen Versorgungsengpässen vorbeugen zu können. So lässt sich ein stabiles Fundament für die Produktion oder Beschaffung in Mexiko aufbauen, welches langfristige Erträge auf einem wachsenden Markt hervorbringen kann.

Über den Autor

Thomas Wandler, Partner bei Kloepfel Consulting, und Hector Galindo, Senior Consultant, sind Experten für den Einkauf und die Beschaffung in Mexiko. Als Projektleiter haben Sie bereits verschiedenste Projekte in Mexiko betreut und Markterfahrung gesammelt.
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