Beschaffungsmarkt Brasilien: Alles süß im Land des Zuckerhuts?
In unserem Beschaffungsmarktcheck steht diesmal das südamerikanische Brasilien im Mittelpunkt. Schauen Sie mit uns gemeinsam, welches Potenzial in diesem Land steckt und schaffen Sie sich selbst einen Überblick! Teil 6 unserer Serie.
Beschaffung in Brasilien
Brasilien erlebte 2015 (3,6 Prozent) und 2016 (3,5 Prozent) einen sehr starken BIP-Rückgang: die stärkste Rezession der Geschichte des Landes. Mit aktuell rund 207,68 Millionen Menschen, einem BIP von 2.054,97 Milliarden US-Dollar und einem BIP pro Kopf von 9.894,93 US-Dollar scheint das Land aber wieder auf dem Weg zur Besserung zu sein. Brasilien verfügt über die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und steht damit weltweit an achter Stelle.
Die industrielle Entwicklung Brasiliens stützt sich auf den Maschinen- und Fahrzeugbau sowie auf die chemische und Elektrotechnik produzierende Industrie. Neben diesen Industrien spielen auch die Konsumgüterindustrie, die Erzeugung und Verarbeitung von Nahrungsmitteln sowie die Baustoff- und Papierindustrie eine wichtige Rolle in der Entwicklung.
Das Zentrum der Industrie Brasiliens bildet São Paulo. Der bevölkerungsreichste und wirtschaftlich bedeutendste Teil der insgesamt 27 brasilianischen Bundesstaaten trägt rund ein Drittel zur Gesamtproduktion Brasiliens bei. Neben São Paulo gehören ebenfalls die Städte Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Pôrto Alegre und Fortaleza zu den wichtigen Standorten, die die Industrie prägen. Als Folge hoher Inflationsraten zahlt man seit 1994 in Brasilien mit dem Real.
Im vergangenen Jahr wurden Güter im Wert von 157,7 Milliarden US-Dollar nach Brasilien importiert. Zu den wichtigsten Importländern Brasiliens zählen auf dem vierten Platz Deutschland mit 6,6 Prozent, auf dem dritten Platz Argentinien (6,7 Prozent), auf dem zweiten Platz die USA mit 16,9 Prozent und auf dem ersten Platz China mit 17,6 Prozent. Bei den Exportländern lässt sich kaum ein Unterschied zu den Top-Ländern erkennen. Auf dem vierten Platz liegen die Niederlande mit 5,6 Prozent. Auf dem dritten Platz steht, genau wie bei den Importländern, Argentinien mit 7,3 Prozent, auf dem zweiten Platz die USA (12,6 Prozent) und auf dem ersten Platz China mit 19 Prozent. Exportiert wurden 2016 Waren im Gesamtwert von 217,8 Milliarden US-Dollar.
Handelspartner – Brasilien und Deutschland
In Lateinamerika zählt Brasilien zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Es werden vor allem Eisenerz, Soja und Sojaprodukte, Kaffee, Autoteile, Maschinen, Fleisch, Kupfer und Rohöl nach Deutschland importiert. Zu den importierten Waren von Deutschland nach Brasilien zählen Maschinen, Autos sowie Autoteile, pharmazeutische Produkte, Elektrotechnik und Metallwaren. Außerdem ist Brasilien neuntwichtigster Überseemarkt des Deutschen Nachbarlandes Österreichs.
Olá Rohstoffe
Zu den wichtigen Wirtschaftsfaktoren gehören der Agrar- und Rohstoffsektor. Brasilien verfügt über zahlreiche Rohstoffe. Neben der weltweit größten Kaffeeproduktion und Orangenernte gehören auch zum Beispiel Eisen und Eisenerz dazu, die teilweise in andere Staaten exportiert werden. Das Land ist der weltweit größte Eisenlieferant. Aber auch im Bereich der Edelsteine steht Brasilien in einem sehr guten Licht. Rund 60 Prozent aller verarbeiteten Edelsteine stammen aus dem südamerikanischen Land. Zudem werden täglich rund 1,5 Millionen Barrel Erdöl gefördert.
Großunternehmen Brasiliens
Zu den größten Unternehmen Brasiliens zählen mehrere Unternehmen aus der Öl und Gas-Branche wie Petrobras, mit Sitz in Rio de Janeiro und einem Umsatz von 74.012,5 Millionen US-Dollar und Petróleo Ipiranga, mit einem Umsatz von 13.740,2 Millionen US-Dollar und Sitz in Porto Alegre. Aber auch Unternehmen aus anderen Branchen gehören zu den Top-Unternehmen, wie zum Beispiel Vale do Rio aus der Bergbau Branche mit einem Umsatz von 21.183,8 Millionen US-Dollar mit Sitz in Rio de Janeiro.
Fazit
Brasilien bietet auch heute viele Möglichkeiten für die Beschaffung europäischer Unternehmen. Vor allem für Unternehmen aus der Industrie- und Konsumgüter-Branche könnte sich Brasilien zu einem interessanten Handelspartner mit viel Potenzial entwickeln. Auch anzumerken sind die momentan geführten Gespräche über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Staatenbund Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay). So könnten hier demnächst rund 90 Prozent der Zölle entfallen.
Über den Autor:
Osman Cetinkaya
Osman Cetinkaya ist Senior Partner bei Kloepfel Consulting. Bereits während des Studiums der Betriebswirtschaft hat er erste Beratungserfahrungen im Bereich Prozessoptimierung / Qualitätsmanagement gesammelt. Im Anschluss vertiefte er seine Beratungsexpertise für einige Jahre bei einer internationalen Managementberatung. In der Folge wechselte er in die Linienfunktion im Handelsumfeld und prägte über 10 Jahre die noch junge Teleshopping-Branche in verschiedensten Managementfunktionen.
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