Schwache Quartalszahlen bei Netflix

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 18.07.2018

Aktie fällt im nachbörslichen Handel

Der Online-Streamingdienst Netflix muss ein schwaches zweites Quartal für sich verbuchen. Neben einem geringen Nutzerwachstum sind auch der Umsatz und der Ausblick hinter den Erwartungen geblieben. Dies zeigte der am Montag nach Börsenschluss veröffentlichte Geschäftsbericht des kalifornischen Unternehmens. Die Anleger reagierten prompt, denn im nachbörslichen US-Handel sank die Aktie zwischenzeitlich über 14 Prozent.

Eigene Erwartungen nicht erreicht

Netflix gestand, seine selbst gesteckten Ziele nicht erreicht zu haben: „Wir hatten ein starkes, aber kein herausragendes Quartal“. Insbesondere die Abozahlen blieben hinter den Erwartungen. In den USA meldeten sich von April bis Juni 670.000 neue Nutzer an, international 4,47 Millionen. Analysten und Netflix selbst hatten die Zahl deutlich höher eingeschätzt. In der Jahreshälfte erreichte Netflix rund 130 Millionen Nutzer.

Auch der Ausblick auf das laufende Vierteljahr ist nicht besonders optimistisch. Zuvor gingen Analysten von 6,3 Millionen Nutzern aus. Netflix schätzt die Zahl nun auf fünf Millionen. Zudem wurde der Umsatz ebenfalls nicht den Erwartungen gerecht: im abgelaufenen Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 40 Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar.

Anleger reagieren auf der Börse

Trotz des Gewinnanstiegs vom Vorjahr von 65,6 Millionen auf 384,3 Millionen Dollar am Ende dieses Halbjahres, war die Wall Street alles andere als zufrieden. Netflix war bisher stets einer der Überflieger an der Börse, seit Beginn des Jahres stieg der Aktienkurs um mehr als das Doppelte. Einige Experten rechneten mit einer Korrektur, da nach einer Trendwende nach einem sonst starken Kurs Anleger häufig die Gewinne mitnehmen und die Aktie verkaufen.

Milliarden-Investitionen um Konkurrenz auszustechen

Netflix ist in wenigen Jahren vom Pionier in Sachen Streaming zu einem Gigant in der Unterhaltungsbranche gewachsen, der die Filmindustrie und die klassischen Kabelanbieter aufmischt. Größen wie Disney und Comcast, aber auch Mobilfunkriese AT&T möchten mit Zukäufen beim Onlinefernsehen mitmischen.

Um die Konkurrenz weiter auf Distanz zu halten, tätigt Netflix Investitionen in Milliardenhöhe. Im Quartalsbericht veröffentlichte Netflix, im aktuellen Jahr maximal acht Milliarden Dollar in neue TV-Produktionen fließen zu lassen. Mit dieser Investitionssumme ist Netflix seinen Konkurrenten Amazon, Hulu oder HBO weit voraus. Doch Disney möchte nachziehen und auch seinen eigenen Streamingdienst anbieten. Netflix sei auf weitere Konkurrenten vorbereitet, jedoch biete der Markt „genug Platz für mehrere Parteien“.