Siemens zieht Irak-Geschäft an Land
Autor: Marcus Schilling
Datum: 22.10.2018
Milliarden-Deal abgesichert
Siemens hat nun eine feste Zusage für den Milliarden-Deal im Irak zum Ausbau der Stromversorgung erhalten. Zuvor kam der Münchener Technologiekonzern ins Wanken, denn die USA übte erheblichen Druck auf den Irak aus. US-Präsident Trump drohte dem Land, die Beziehung mit der USA zu gefährden, falls nicht der US-amerikanische Konkurrent General Electric den Auftrag erhalten sollte. Zudem soll die US-Regierung dem Irak Waffenlieferungen für eine Zusage versprochen haben. Am Sonntag wurde jedoch von der irakischen Regierung bekannt gegeben, dass man sich für Siemens entschieden habe.
Siemens hat sich in den vergangenen Wochen ins Zeug gelegt: Konzernchef Joe Kaeser ist zusammen mit dem parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium in den Irak gereist, um den Irak persönlich von einer gemeinsamen Zusammenarbeit zu überzeugen. Neben der Schaffung Tausender Arbeitsplätze überzeugte Siemens außerdem mit dem Versprechen, den Irak beim Kampf gegen die Korruption, bei der Ausbildung von Irakern und dem Aufbau von Schulen und Krankenhäusern zu unterstützen. Kaeser sagte, Siemens wolle beim Aufbau eines neuen Iraks maßgeblich beteiligt sein.
Schlechte Stromversorgung
Der Irak ist eines der ölreichsten Länder weltweit, jedoch fehlt es an einer guten Elektrizitätsversorgung. Insbesondere in den heißen Sommermonaten kommt es fast durchgehend zu Stromausfällen. Seitdem Saddam Hussein im Jahr 2003 gestürzt wurde, scheiterten alle Versuche der Regierung, die Lage zu verbessern. Grund dafür war die wachsende Korruption. Siemens soll nun rund die Hälfte der aktuellen Stromerzeugungs-Kapazität übernehmen. Die Vertragslaufzeit beträgt vier Jahre.
Deal über acht Milliarden Euro
Der Deal ist schon das zweite Großprojekt von Siemens im Nahen Osten innerhalb von zwei Jahren. Vor ein paar Monaten baute der Technologiekonzern drei neue Gas- und Dampfturbinen mit einer Stromerzeugungskapazität von 14,4 Gigawatt in Ägypten. Den Zuschlag von über acht Milliarden Euro erhielt Siemens vor rund zwei Jahren. Damit konnte Siemens den Irak von sich überzeugen.
Siemens Kraftwerkssparte wankt
Durch den Deal sollte die kriselnde Kraftwerkssparte von Siemens aufatmen können. Das Geschäft leidet unter Überkapazitäten bei Großturbinen und dem generellen Strukturwandel der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Quellen. Die Konzernspitze ordnete gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metalll den Abbau von rund 6.900 Stellen weltweit an. Davon waren rund 2.900 Stellen in Deutschland betroffen.
Ob der Irak-Deal, der Siemens einen hohen einstelligen Milliarden-Betrag einbringt, etwas daran ändert, bleibt abzuwarten. Der Vorstand arbeite daran, den Stellenabbau von dem Großauftrag zu trennen. Trotz der Zusage des Irak-Deals sei die Vereinbarung mit den Arbeitnehmern gültig, so Personalchefin Janina Kugel. Auch die Gewerkschaftsseite stimmte zu, dass sich durch den Auftrag nichts an der langfristigen Entwicklung der Sparte verbessern werde.
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