Tanken beim Discounter
Autor: Marc Kloepfel
Datum: 31.08.2018
Aldi-Süd testet Automatentankstellen
Der Discounter Aldi Süd hat rund um Stuttgart ein Pilotprojekt mit zehn Automatentankstellen für Billigsprit gestartet. Dafür hat sich der Discounter mit der FE-Trading, dem Tochterunternehmen des österreichischen Mineralkonzerns OMV, zusammengeschlossen. Aldi verpachtet Parkplatzflächen an FE-Trading, welche darauf Tankstellen der Marke Avanti betreibt. Kunden, die dort tanken möchten, müssen eine Karte einschieben, den gewünschten Tankbetrag eingeben, den PIN eingeben und dann wird getankt.
In Österreich arbeitet der dortige Aldi-Ableger Hofer bereits seit 2009 mit der FE-Trading zusammen. Damals wurde ein Dieselpreis von 50 Cent angeboten, die Kunden standen Schlange vor den Zapfsäulen. Vor einem Jahr wurde dann bekannt gegeben, dass das Modell auch in Deutschland getestet werden soll. Die ersten Tankstellen wurden nun im baden-württembergischen Ludwigsburg und im nahegelegenen Stuttgart-Obertürkheim im August in Betrieb genommen. Hinter dem „Clever tanken“ Logo von Avanti leuchtet dort das Logo von Aldi-Süd.
„Wegen der Spritkosten“ seien sie hergekommen, so ein VW-Fahrer. Bei Avanti kostet ein Liter Diesel 123,9 Cent. Bei der benachbarten Shell-Tankstelle liegt der Preis pro Liter neun Cent höher. Neben den günstigen Preisen bietet Aldi den Kunden auch Bequemlichkeit, da sie an einem Ort die Leistungen verschiedener Anbieter nutzen können.
Konzept bereits in den Neunzigern entdeckt
Das Konzept wurde bereits in den frühen Neunzigerjahren erprobt: Die Supermarktkette Allkauf bot eigene Tankstellen nahe der Filialen an. Als branchenfremder Anbieter konnte Allkauf die Preise der großen Wettbewerber jedoch nicht unterbieten. Daher hält sich Aldi aus dem operativen Geschäft raus und bietet nur seine Flächen an.
Zehn Standorte in Süddeutschland
Voraussichtlich soll ein Teil der Grundstücksfläche von zehn Standorten im Großraum München, Nürnberg und Stuttgart an Avanti Deutschland verpachtet werden, so das Unternehmen in einer offiziellen Stellungnahme. Weiterhin sind das oberbayrische Fürstenfeldbruck, Forchheim bei Bamberg und Wasserburg am Inn als weitere Standorte geplant. Auch im hessischen Hattersheim am Main wird bald eine Avanti-Tankstelle in Betrieb genommen.
Bei Erfolg wird die Anzahl der Automatentankstellen deutlich erhöht werden. Langfristig sind 200 Automatenstationen geplant, so die FE-Trading gegenüber der „Wiener Zeitung“. Damit würde Aldi zu einer der 15 größten Tankstellen-Betriebe in Deutschland werden.
Branche zeigt sich besorgt
Die Folgen für Tankstellenpächter könnten hoch sein: „Für Tankstellenpächter, deren Betrieb im Einzugsgebiet der Aldi-Tankautomaten liegt, kann das dramatische Folgen haben“, so Thomas Drott, Geschäftsführer des Bundesverbandes Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche. „Es droht der Verlust von Arbeitsplätzen vor allem bei kleineren Tankstellen.“
Kommentarbereich geschlossen.