Telekom in USA kurz vor Riesenfusion
Autor: Ralf Schmitt
Datum: 02.05.2018
Übernahme des Konkurrenten Sprint
Die Deutsche Telekom hat nun nach zwei bisher erfolglosen Versuchen die Übernahme des Konkurrenten Sprint in den USA abgesichert. Am Sonntagnachmittag hat der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom über den Deal verhandelt und anschließend zugestimmt.
Im Rahmen des Zusammenschlusses soll ein Aktientausch erfolgen. Im Jahr 2013 ging die Telekom mit ihrem US-Mobilfunkgeschäft an die Börse. Heute gehören dem Mobilfunkunternehmen noch 62 Prozent der Anteile. Hingegen gehören 83 Prozent von Sprint dem japanischen Technologiekonzern SoftBank.
In Zuge eines Aktientausches würde die Telekom über 40 Prozent an dem neuen Unternehmen besitzen und SoftBank rund 27 Prozent. Da eine Stimmrechtsvereinbarung abgeschlossen wurde, verfügt die Telekom über Stimmrechte für insgesamt 69 Prozent der T-Mobile US-Aktien. So kann T-Mobile in ihrer Bilanz weiterhin voll konsolidieren. Tim Höttges, Telekom-Chef, sieht das als unabdingbar für ein Zusammengehen der beiden Unternehmen an.
„Zusammen mit Sprint wird die neue T-Mobile US das schlagkräftigste Mobilfunk-Unternehmen in den USA“, so Höttges, der durch den Deal Chairman des Unternehmens wird.
Durch die Unternehmenszusammenführung geht T-Mobile US auf Augenhöhe mit den derzeitigen Marktführern Verizon Wireless und AT&T. Die vergrößerte Telekom würde rund 100 Millionen Mobilfunknutzer als Kunden zählen, ein größerer Kundenstamm als der von AT&T. Verizon ist der Telekom mit 116 Millionen Mobilfunknutzern trotzdem weiterhin ein Stück voraus. Da die Zahl der US-amerikanischen Mobilfunkanbieter durch den Deal von vier auf drei sinken, muss der Zusammenschluss noch von den Kartellbehörden abgesegnet werden. Somit würde der Zusammenschluss nicht vor dem ersten Halbjahr in 2019 stattfinden.
T-Mobile legte in den vergangenen Jahren eine aggressive Strategie vor, um Neukunden zu gewinnen. T-Mobile schaffte die Vertragsbindung in den USA ab, führte hohe Wechselprämien ein, nicht verbrauchtes Datenguthaben wurde den Folgemonaten gutgeschrieben und für Musik- und Filmstreaming wurde kein Datenvolumen angerechnet. Seit kurzem bietet T-Mobile US seinen Kunden außerdem einen Tarif ohne Datenvolumengrenze mit gratis Mitgliedschaft bei Streaming-Dienst Netflix an.
Mit Erfolg, denn T-Mobile schaffte es somit von Platz vier auf Platz drei der größten US-Mobilfunker und überholte so Konkurrenten Sprint. 2013 wurde Sprint von dem japanischen Unternehmen SoftBank übernommen. Freitag wurde der Börsenwert von T-Mobile auf 55 Milliarden US-Dollar festgelegt, was mehr als doppelt so viel wie der Wert von Sprint ist.
Der letzte Versuch einer Zusammenlegung scheiterte im vergangenen November aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen SoftBank-Chef Masayoshi Son und Telekom Chef Tim Höttges. Beide Chefs konnten sich nicht einigen, wer die aus dem Zusammenschluss entstehende Gesellschaft führen wird. „Die Ära des Internets der Dinge wird kommen“, so Son über seinen Rückzieher. „Wenn man an die Infrastruktur für diese Zeit denkt, ist die Kontrolle über Sprint entscheidend. Die Kontrolle über Sprint zu verlieren bedeutet, die USA zu verlieren, den größten und reichsten Markt. Das würden wir in zehn Jahren wirklich bereuen.“
Ein Grund für die geänderte Meinung von SoftBank-Chef könnte die anstehende Investition in den Ausbau des Mobilfunknetzes zur nächsten fünften Generation (5G) sein. Dafür wäre eine Summe in Milliardenhöhe nötig, jedoch ist Sprint mit 32 Milliarden Dollar verschuldet. Durch den Zusammenschluss mit T-Mobile wäre die Investition möglich.
Laut der Telekom ist kein Stellenabbau geplant: „Insgesamt ist geplant, dass die größere Gesellschaft mehr Mitarbeiter beschäftigen wird als die beiden Vorläufergesellschaften zusammen“. Durch den Zusammenschluss werden ein „kräftiger Wettbewerb und niedrigere Preise“ entstehen, wodurch das Unternehmen „tausend neue amerikanische Jobs“ schaffen werde, so T-Mobile-Chef US John Legere. Die neue T-Mobile wird der einzige Mobilfunker mit dem Netz und die Funkspektrumskapazität für ein breites 5G-Netzwerk sein. „Das sind die Jahre, die dafür entscheidend sind, ob amerikanische Firmen in der 5G-Digitalwirtschaft führen oder hinterherlaufen“, so Legere.
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