ThyssenKrupps Aufsichtsratschef tritt zurück

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 19.07.2018

Konzern verliert weiteren ranghohen Manager

Der Aufsichtsratschef Ulrich Lehner von ThyssenKrupp hat seinen Rücktritt verkündet. Am Ende des Monats wird er sein Mandat niederlegen und aus dem Aufsichtsrat austreten. Lehner wurde 2008 Mitglied des Aufsichtsrats von ThyssenKrupp und übernahm 2013 die Führung des Gremiums.

Laut dem Industriekonzern wird der Aufsichtsrat demnächst einen Nachfolger bestimmen. Nachdem auch Konzernchef Heinrich Hiesinger kürzlich seinen Posten niederlegte, befindet sich der Konzern nun in einer Führungskrise.

Lehner bemängelte das fehlende Vertrauen der großen Aktionäre. Der Aufsichtsrat sei von einem mangelnden gemeinsamen Verständnis über die strategische Ausrichtung belastet gewesen. Der 72-Jährige befürchtet eine Zerschlagung des Konzerns, was von einigen Investoren gewünscht wird.
In einem Interview mit der ZEIT berichtete Lehner vom „Psychoterror“ einiger Aktionäre, welche Unwahrheiten in der Öffentlichkeit verbreiten würden und Nachbarn sowie Familienmitglieder belasten würden. Trotzdem gebe es bei ThyssenKrupp keine Not.

Insbesondere der schwedische Finanzinvestor Cevian Capital übte Druck aus. Mit 18 Prozent ist er der zweitgrößte Einzelaktionär. Der Investor forderte einen schnelleren Konzernumbau. „In einem integrierten Verbund von U-Booten, Stahlhandel und Aufzügen können wir, wie übrigens die meisten anderen Eigentümer, keinen industriellen Sinn erkennen“, so Cevian-Gründungspartner Lars Förberg gegenüber der ZEIT. Ebenfalls US-Hedgefonds Elliot drängte, die Geschäfte zu überprüfen und bei fehlender Rendite abzustoßen.

Die IG Metall bedauerte Lehners Rücktritt. NRW-Bezirksleiter Knut Giesler bezeichnete es als den allerletzten Weckruf für alle Beteiligten. Gegenüber der Rheinischen Post sagte Geisler, der Konzern sei ruhelos, obwohl er die Ruhe aktuell dringend benötige.

Auch über den Rücktritt von ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger war die IG Metall bestürzt und befürchtete eine Zerschlagung des Mischkonzerns. Anfang Juli gab Hiesinger seinen Rücktritt bekannt, nachdem die Stahlsparte des Konzerns mit dem europäischen Teil des indischen Konzerns Tata Steel fusionierte. Der Zusammenschluss soll den Konzernbau voranbringen. Dadurch entsteht der zweitgrößte Stahlkonzern in Europa.