USA setzt Huawei auf schwarze Liste

Autor: Marcus Schilling
Datum: 22.05.2019

90 Tage noch Geschäfte erlaubt

Vergangenen Freitag setzte die US-Regierung den chinesischen Telekommunikationskonzern Huawei auf eine schwarze Liste. Diese verbietet US-amerikanischen Firmen, ohne Genehmigung der Regierung Geschäfte mit den betroffenen Unternehmen zu machen.

Nun hat die USA den Bann aus Sorge vor technischen Problemen wieder aufgehoben, denn die Technik von Huawei ist in vielen lokalen Mobilfunknetzen installiert. Demnach darf der chinesische Konzern weiter bei amerikanischen Firmen einkaufen – aber nur vorläufig für 90 Tage.

Huawei darf solange seine bestehenden Netze weiterbetreiben und Software-Updates für Smartphones bereitstellen – auch für die eigenen. In dem Zeitraum sollen Telekommunikationsanbieter, die die Ausrüstung des chinesischen Konzerns nutzen, andere Vereinbarungen treffen.

Vermeidung unerwünschter Nebenwirkungen

„Um es kurz zu machen, diese Erlaubnis bedeutet, dass die existierenden Smartphones und ländlichen Breitbandnetze weiter funktionieren“, so Handelsminister Wilbur Ross. Das Handelsministerium werde untersuchen, ob das Verbot nach Ablauf der 90 Tage ein weiteres Mal aufgeschoben werde.

So wolle das US-Handelsministerium unerwünschte Nebenwirkungen vermeiden, kommentiert Anwalt und Ex-Ministeriumsmitarbeiter Kevin Wolf: „Damit soll wohl verhindert werden, dass Internet, Computer und Handysysteme zusammenbrechen. Das ist keine Kapitulation, sondern es sind Aufräumarbeiten.“

Der Aufschub gilt nicht für neue Produkte, dafür werden weiterhin Lizenzen benötigt. Neue Smartphone-Modelle dürfen von Huawei nicht mehr mit vorinstallierten Google-Diensten verkauft werden. Demnach können aktuelle Nutzer ihre Smartphones noch drei Monate lang mit Updates und Apps von Google versorgen lassen.

Auch US-Firmen betroffen

Neben dem chinesischen Telekommunikationskonzern selbst sind auch Lieferanten und Kunden hart betroffen. Die Börsenkurse von Chip-Lieferanten sanken drastisch. Auch US-amerikanische Unternehmen sind benachteiligt: Huawei steckte 2018 70 Milliarden Dollar in den Kauf von Teilen – 11 Milliarden davon gingen an US-Firmen wie Qualcomm, Intel oder Micron.

Von Huawei selbst gab es keine Stellungnahme zu den Sanktionen. Firmengründer Ren Zhengfei äußerte sich jedoch gegenüber chinesischen Staatsmedien, die US-Regierung unterschätze Huawei. Kein Unternehmen werde die 5G-Technologie von Huawei in den nächsten zwei bis drei Jahren aufholen können.

Das Unternehmen könne seine eigenen Chips fertigen: „Wir können die gleichen Chips bauen wie US-Anbieter“, so Ren. Gleichzeitig betonte er, dies bedeute nicht, man wolle keine US-Chips mehr kaufen. In „friedlichen Zeiten“ beziehe man die Hälfte der verwendeten Chips aus den USA – den Rest stelle man selbst her. Weiterhin wolle man die Auslieferung der Ausrüstung des 5G-Datenfunks nicht benachteiligen.

Gespräche mit Google

Hinsichtlich des Banns von Android gab Ren bekannt, mit Google bereits über eine Lösung zu verhandeln. Der Tech-Konzern sei ein „gutes Unternehmen“, das verantwortungsvoll handele.

Huawei ist nach Samsung der zweitgrößte Smartphone-Anbieter weltweit – noch vor Apple. Die US-Behörden haben dem chinesischen Konzern vorgeworfen, für China zu spionieren. Beweise wurden bislang noch nicht öffentlich gemacht. Die USA drängt andere Länder dazu, Huawei keinen Zugang zu dem Mobilfunk-Standard 5G zu gewähren. Huawei dementierte stets die Anschuldigungen.