VW-Marken von Streikauswirkungen betroffen

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 01.02.2019

Produktion in mehreren Werken stillstehend

Der einwöchige Streik für höhere Löhne in dem Audi-Werk in Ungarn ist nach einer Einigung beendet. Laut dem Autobauer konnten sich Audi Ungarn und die Gewerkschaft AHFSZ auf einen Kompromiss einigen. Nun wurde die Produktion wieder aufgenommen, die Auswirkungen sind jedoch weiterhin präsent.

Produktionsstillstand in den Werken

Da eine Woche lang keine Motoren in Györ produziert wurden, können die anderen Fabriken nun keine Autos bauen. Davon sind zwei weitere Werke des VW-Mutterkonzerns betroffen. Die Fabrik im slowenischen Bratislava produziert die Geländewagen VW Touareg, Porsche Cayenne und Audi Q7. Da nicht genug Motoren vorhanden waren, fielen mehrere Schichten weg. Dieselbe Situation bestehe laut einer Konzernsprecherin ebenfalls im Werk von Porsche für Leipzig, in dem die Fertigung der Modelle Panamera und Macan stattfindet. Dort wurden am Mittwoch alle Schichten gestrichen.

Auch das Audi-Werk in Ingolstadt musste eine Zwangspause einlegen. „Die Bänder stehen still, auch eine für Sonntag geplante Sonderschicht fällt aus“, so ein Unternehmenssprecher gegenüber der F.A.Z. Wie lange die Pause am Stammsitz noch andauern wird, ist ungewiss. Das Werk in Neckarsulm, in dem die größeren Audi-Modelle A6 bis A8 hergestellt werden, ist aufgrund einer umfangreichen Lagerhaltung nicht betroffen.

Laut VW handele es sich dabei jedoch um keine ernste Krise für den Konzern: „Die Fertigung läuft an den meisten Standorten des Volkswagen-Konzerns unverändert“, so die Sprecherin. Um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, würden die betroffenen Standorte ihre Pläne für die Produktion und Logistik anpassen. So könne die Arbeit auf einzelnen Produktlinien verlangsamt werden, während andere Fahrzeugvarianten, deren Aggregate verfügbar sind, vorgezogen werden.

Niedrige Lohnkosten und erhöhte Überstunden

Die 12.000 Beschäftigten im Audi-Werk in Györ setzten nach dem einwöchigen Streik eine Lohnerhöhung um 18 Prozent. Nach und nach soll der Lohn an die Bezahlung in anderen Werken in Ost- und Mitteleuropa angeglichen werden. Laut der zuständigen Gewerkschaft habe Audi zugestimmt, mindestens 75.000 Forint (238 Euro) im Monat mehr zu zahlen. Von Audi selbst gab es diesbezüglich kein Statement.

Schon vor einigen Monaten gab es Empörung unter der Belegschaft, da im Dezember 2018 eine Arbeitsgesetzreform verabschiedet wurde, wodurch Überstunden von 250 auf 400 Stunden im Jahr erhöht werden können. Die ungarische Metallgewerkschaft Vasas, die von über 23.000 Beschäftigten in deutschen Unternehmen vertreten wird, protestiert gegen die Pläne der Regierung. „Angeblich wollen ungarische Beschäftigte mehr Überstunden machen. Dies ist ein Indikator für zu niedrige Einkommen“, so IG Metall in Bayern, die die ungarischen Gewerkschafter unterstützt.

Der Audi-Standort in Ungarn ist einer der größten Motorenspezialisten. Letztes Jahr wurden fast 2 Millionen Motoren allein in Ungarn produziert. Allgemein ist Ungarn aufgrund der vergleichsweise niedrigen Löhne ein attraktiver Standort für die deutsche Automobilindustrie geworden. Laut dem Statistischen Amt in Budapest liegt der Bruttoverdienst im Fahrzeugbau bei rund 370.000 Forint (1.200 Euro) im Monat. Der Aufholprozess Ungarns zu den anderen Ländern der Region läuft schleppend.