Zahl der Firmeninsolvenzen steigt nächstes Jahr an

Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 18.12.2018

Zwei Branchen und eine Region betroffen

Nachdem die Zahl der Firmeninsolvenzen zuletzt rückläufig war, wird sie im kommenden Jahr deutlich ansteigen. Insbesondere zwei Branchen und eine Region sind betroffen: Die Autozulieferer, der Handel und Ostdeutschland können sich laut Insolvenzverwalter Lucas Flöther auf eine Pleitewelle gefasst machen. „Die Insolvenzen steigen bereits wieder leicht und das wird sich nächstes Jahr deutlich verschärfen“, meint Flöther. Der Insolvenzverwalter vertritt Air Berlin und fungiert als Sprecher des Gravenbrucher Kreises für die führenden Vertreter seiner Branche.

Laut Flöther mangele es bei vielen Unternehmen seit langer Zeit an einem wettbewerbsfähigen Geschäftsmodell. Dieses werde von der Hochkonjunktur und der andauernden Niedrigzinspolitik überlagert, wodurch sich Unternehmen zu geringen Kosten verschulden können. Dies soll jedoch bald ein Ende haben.

Insbesondere Ostdeutschland betroffen

Die Wirtschaftsauskunft Crif Bürgel vertritt dieselbe Meinung. Bundesweit sollen 305.000 Unternehmen das neue Jahr mit finanziellen Problemen beginnen, welche ein erhöhtes Insolvenzrisiko zur Folge haben. Insbesondere in Sachsen-Anhalt und Sachsen soll die Zahl der gefährdeten Betriebe mit rund 12 Prozent hoch sein. In Bayern und Baden-Württemberg sind laut Bürgel nur 6,4 bis 7,0 Prozent der Unternehmen von finanziellen Problemen betroffen, Die Firmen, bei denen das billige Geld fehlende Geschäftsmodelle überlagert, sind sogenannte „Unternehmenszombies“.

Autozulieferer im Abschwung

Diese soll es in allen Wirtschaftsbereich geben, so Flöther, sie „treffen aber die Branchen besonders hart, die vom Abschwung betroffen sind“. Der Handel habe bereits steigende Insolvenzzahlen verbucht. Vor allem bei den Autozulieferern bestehe ein Ende des Aufschwungs bevor. Sanierungsexperten sind gefragter als zuvor, viele Insolvenzen seien bereits gemeldet. Die Branche sei von der Dieseldebatte und der sinkenden internationalen Nachfrage betroffen.

Dazu kommt, dass durch die Elektromobilität viele Komponenten der Autozulieferer überflüssig werden. „Die niedrigen Zinsen und die gute Konjunktur haben bei vielen Betrieben überdeckt, dass sie keine echte Fortführungsperspektive und keinen Plan für den Wandel in der Autobranche haben. Das wird jetzt zu Tage treten“, erläutert Flöther.

Die Zahlen sind in Ostdeutschland besonders hoch, da es dort viele Autozulieferer gebe. „Gleichzeitig fehlen oft die über die Jahrzehnte gewachsenen Familienbetriebe, die schwächere Phasen besser kompensieren können“, so Flöther weiter. Das sterben der „Unternehmens-Zombies“ sei jedoch nichts Ungewöhnliches, vielmehr ein „absolut gesunder Prozess“, der regelmäßig stattfinde.

Anfang 200er fing es mit dem Baugewerbe an. „Später ist fast die ganze deutsche Solarindustrie in die Knie gegangen, weil die Module in Deutschland nicht mehr zu auskömmlichen Preisen hergestellt werden konnten.“ Dies könne nicht aufgehalten werden: „Wenn einer ganzen Branche oder Branchenzweigen der Markt wegbricht, dann kann selbst der beste Sanierungsexperte nicht helfen.“